Der Stadtrat von West Hollywood hat ein Verbot für den Verkauf von Pelzprodukten beschlossen. PETA und andere Tierschutzorganisationen hatten eine intensive Kampagne für dieses Verkaufsverbot geführt. In der Kommune, die sich selbst als pet-friendly bezeichnet, fiel der Bann von "Tierqualprodukten" (O‑Ton PETA) auf fruchtbaren Boden. Wer hätte gedacht, dass im Land des zügellosen Kapitalismus die unternehmerische Freiheit derart eingeschränkt werden könnte? Zumal Pelzhandel in den USA ja nicht illegal ist. Gibt es in West Hollywood eigentlich noch Waffengeschäfte? Auch damit kann man Tiere töten.
Nun dürfte ein Pelzverkaufsverbot in einem 39.000-Einwohner-Ort, wo die Temperatur so gut wie nie unter null Grad fällt, der Pelzindustrie nicht wirklich schaden. Den Zobel für die Oscar-Nacht muss man dann halt anderswo kaufen. Wenn man ihn nicht eh von irgendeiner Luxusmarke zugeschickt bekommt. So hat die Entscheidung von West Hollywood vor allem symbolische Bedeutung.
Ingrid Newkirk wird's freuen. Die 62jährige ist Mitbegründerin und Präsidentin von PETA ("People for the Ethical Treatment of Animals"). Die Tierrechtsorganisation macht immer wieder durch spektakuläre Aktionen von sich reden. So werfen PETA-Anhänger auf Modeschauen gerne mal mit Farbbeuteln um sich. Newkirk ist wegen ihrer fehlenden Abgrenzung zu gewaltbereiten Aktivisten umstritten. In ihrem Testament hat sie laut Wikipedia festgelegt, dass sie ihre Leiche PETA spenden will. Sie schlägt unter anderem vor, dass Teile davon gegrillt werden sollen, ihre Haut zu Leder und ihre Füße zu Schirmständern verarbeitet werden sollen. Ihre Leber soll in Frankreich als Protest gegen Foie grass, also Gänsestopfleber, verwendet werden. Mahlzeit!
Man kann gegen Pelze sein und auch dafür streiten. Eine Grenze ist erreicht, wo Pelzgegner mit militanten Mitteln und krimineller Energie gegen Pelzfreunde vorgehen. Solange der Gesetzgeber Pelz-Geschäfte erlaubt, ist die Gewerbefreiheit zu respektieren. Und wer Pelz tragen möchte, soll das dürfen und deswegen nicht angegriffen werden. Nun ist das Thema modisch gerade dran, mit Pelz werden gute Geschäfte gemacht. Was die Konflikte schüren wird. Nicht wenige Unternehmen, die öffentlichkeitswirksam Pelz-Abstinenz verkündet haben, überlegen zurzeit, wie sie aus dieser Festlegung wieder heraus kommen. Die Frage ist, ob man auf Glaubwürdigkeit zugunsten von Umsatz verzichten kann.