Dass wir Heinz Krogners plötzlichen Abgang überraschend fanden, hat Ronald van der Vis wiederum überrascht. Im Februar war Krogner mit sofortiger Wirkung von seinem Posten als Esprit-Chairman zurückgetreten. Das ließ natürlich sofort Spekulationen über Differenzen mit dem neuen CEO bzw. dem Aufsichtsrat aufkommen. Dass Esprit diese in einer Ad-hoc-Mitteilung vorsorglich dementiert hatte, heizte die Gerüchteküche eher noch an: "Herr Krogner-Kornalik bestätigt, dass es keine Meinungsverschiedenheiten zwischen ihm und den übrigen Mitgliedern des Aufsichtsrates gegeben hat, noch dass irgendwelche anderen Umstände im Zusammenhang mit seinem Rücktritt vorliegen, die den Aktionären zur Kenntnis gebracht werden müssten." Na wenn da mal keine Juristen mitformuliert haben…
Klar, dass wir Ronald van der Vis darauf ansprachen, als meine Kollegin Anja Probe und ich ihn vergangene Woche in Ratingen zum Gespräch trafen. Die Antwort hat uns dann wiederum nicht überrascht: "Das war ein lange geplanter und erfolgreicher Übergang in Management und Board. Unser Aufsichtsrat hat einen sehr guten Job gemacht." Der 69jährige Krogner habe realisiert, dass er dem neuen Management Raum geben muss. Mit Ex-Metro-Chef Hans Joachim Körber habe man einen exzellenten Handelsfachmann als neuen Chairman. Dass Körber in Düsseldorf wohnt, sei zudem ideal.
Ronald van der Vis hat in den 17 Monaten, in denen er jetzt an der Esprit-Spitze steht, viel verändert und vorangebracht. Die Details stehen in der nächsten TW. Zwei kleine Spitzen zu Krogner meinen wir herausgehört zu haben: "Ich glaube nicht an One-Man-Shows", sagte van der Vis, was man als Anspielung auf den selbsternannten Mister Esprit verstehen kann. "Ich glaube an ein starkes, internationales Team. Ein Team, das mich fordert." Und dann hat van der Vis das Wort "Mode" bei Esprit wieder zugelassen. Das hatte Krogner verboten.
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