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Den Kanzler rettet die schönste Krawatte nicht, meint Jan-Henrik Scheper-Stuke

Das Problem bei Scholz ist der gesamte Typ. Ein Finanzbeamter. Keine Ausstrahlung, da kommt gar nichts rüber. Da reicht eine Krawatte nicht.

Der Inha­ber der Ber­li­ner Kra­wat­ten­ma­nu­fak­tur Auer­bach im Inter­view mit Chris­ti­na Lopin­ski für die aktu­el­le SZ (Pay­wall). In dem Gespräch geht es um die Bin­der der Poli­ti­ker.

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3 Antworten zu “Den Kanzler rettet die schönste Krawatte nicht, meint Jan-Henrik Scheper-Stuke

    1. Ich schie­be ja nicht die­se The­men vor.mir her. Bin auch nicht der allei­ni­ge Kri­ti­ker. SS ist schlicht resis­tent trotz der 400 Sei­ten Archiv­ma­te­ria­li­en zum Fall.

  1. Scholz, Kra­wat­ten und das gro­ße Ver­ges­sen

    Der Inha­ber der Ber­li­ner Kra­wat­ten­ma­nu­fak­tur Auer­bach ließ im Inter­view mit Chris­ti­na Lopin­ski für die Süd­deut­sche Zei­tung (Pay­wall) eine bemer­kens­wer­te Ein­schät­zung über Olaf Scholz fal­len:

    „Das Pro­blem bei Scholz ist der gesam­te Typ. Ein Finanz­be­am­ter. Kei­ne Aus­strah­lung, da kommt gar nichts rüber. Da reicht eine Kra­wat­te nicht.“

    Nun, man könn­te das­sel­be über J.H.M. Sche­per-Stu­ke sagen. Kei­ne Aus­strah­lung, chro­ni­sche Amne­sie, da kommt gar nichts rüber. So oder ähn­lich könn­te man ihn cha­rak­te­ri­sie­ren – nur dass sein Fall weit­aus deli­ka­ter ist.

    Erin­ne­rungs­lü­cken à la Sche­per-Stu­ke

    Erstaun­lich, dass sich Sche­per-Stu­ke, der sich als Hüter der Tra­di­ti­on und König der Kra­wat­ten insze­niert, so wenig an die eige­ne Fir­men­ge­schich­te erin­nern will. Und das, obwohl er es bes­ser wis­sen müss­te. Denn es ist eine unbe­streit­ba­re Tat­sa­che: Die Ber­li­ner Kra­wat­ten­ma­nu­fak­tur Auer­bach, gegrün­det von Isi­dor Auer­bach, wur­de 1938 von den Nazis kon­fis­ziert, ihr Eigen­tü­mer ent­eig­net und gejagt. Aber was macht Sche­per-Stu­ke? Seit über zehn Jah­ren laviert er her­um, kaschiert und ver­drängt. Dabei lie­gen die Fak­ten gera­de mal vier Kilo­me­ter von sei­ner Filia­le ent­fernt. Sämt­li­che Doku­men­te über die NS-Ent­eig­nung von Auer­bachs Unter­neh­men und sei­nem Haus in der Men­zel­stra­ße 10 in Ber­lin-Gru­ne­wald sind öffent­lich ein­seh­bar. Und dann gibt es noch die eides­statt­li­che Erklä­rung von Auer­bachs Wit­we vom 9. Juli 1957:

    „Mein Mann war bis zur Zeit der Nazi-Ver­fol­gung ein unge­wöhn­lich erfolg­rei­cher Kauf­mann und voll­kom­men gesun­der Mensch. […] Ver­fol­gun­gen durch die Nazis wur­den mei­nem Man­ne, der jüdi­schen Glau­bens war, die schwers­ten Här­ten auf­er­legt. […] Zwei Mal waren mein Mann und ich bei der Gesta­po zu Ver­hö­ren bestellt wor­den, wo wir bedroht und ver­höhnt wur­den. […] Er wur­de gezwun­gen, eine Sum­me von 175.000 Reichs­mark an […] Hit­ler […] zu geben. Im Jah­re 1937/1938 wur­den sei­ne geschäft­li­chen Unter­neh­mun­gen ari­siert […] ent­eig­net.“

    Ein spä­tes Geschäft mit geraub­tem Erbe

    Natür­lich hat­te Sche­per-Stu­ke mit die­sen his­to­ri­schen Ver­bre­chen per­sön­lich nichts zu tun. Doch als einer der spä­ten Pro­fi­teu­re der NS-Ent­eig­nun­gen wuss­te er die ver­wisch­ten Eigen­tums­ver­hält­nis­se geschickt für sich zu nut­zen. Er revi­ta­li­sier­te den einst von Auer­bach eta­blier­ten Fir­men­na­men und bau­te dar­auf sein Geschäfts­mo­dell auf – sich auf frem­den Federn und Lor­bee­ren bequem zu bet­ten. Er ist nicht allein. Fast 3.000 Ber­li­ner jüdi­sche Fir­men wur­den von den Nazis gestoh­len – und nach 1948 fan­den sich ihre Kapi­ta­li­en plötz­lich in den Hän­den der neu­en `Ber­li­ner Chic` Mode­bos­se. Die Eigen­tü­mer waren tot oder im Exil, ihre Namen aus­ra­diert, ihr Erfolg umeti­ket­tiert auf deut­sche Geschäfts­leu­te der Nach­kriegs­zeit. Und Sche­per-Stu­ke? Der tut so, als gin­ge ihn das alles nichts an.

    Vier Brü­der von Isi­dor Auer­bach star­ben in Kon­zen­tra­ti­ons­la­gern. An Auer­bach selbst erin­nert in Ber­lin fast nichts mehr. Und Sche­per-Stu­ke? Er schweigt. Kein Wort über die wah­re Her­kunft sei­nes Geschäfts­mo­dells, kei­ne Aus­ein­an­der­set­zung mit der eige­nen Geschich­te. Just so wie der Ber­li­ner Fashion Coun­cil bei der halb­jähr­li­chen Fashion Week. Wür­de man Sche­per-Stu­ke Glau­ben schen­ken, dann sind selbst die toten Juden noch immer nicht will­kom­men in Ber­lin. Die Fir­men, die sie auf­ge­baut haben, leben wei­ter – aber ohne ihre Namen, ohne ihre Geschich­ten, ohne ihre Erben. Manch­mal reicht eben nicht mal eine Kra­wat­te, um den Schmutz der Geschich­te zu ver­de­cken.

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