Die Queen in Deutschland, und die Medien beschäftigen sich mit so zentralen Themen wie Benehmen und Etikette. Hut oder nicht Hut? Knicks ja, aber wie tief? Wer darf was wann zu wem sagen? Wie spricht man Ma'am korrekt aus? Gibt ja sonst kaum noch Anlässe, wo die Form zu wahren ist. Obwohl – auf der ersten Hauptversammlung der Rocket Internet AG diese Woche tauschte Oliver Samwer sein Start up-Outfit (offenes blaues Hemd, gerne aus der Hose hängend, zu Jeans oder Chinos) gegen einen seriösen dunklen Anzug mit Krawatte. Wenn's dem Kurs dient… Samwer ist damit unser Favorit für den Krawattenmann des Jahres! Doch zurück zur Queen. Die zeigte sich zu jeder Zeit gewohnt stilsicher. Dem Flugzeug entstieg sie himmelblau. Die Ehrenformation schritt sie ganz in Weiß ab, was einen schönen Kontrast zu den dunklen Uniformen des Wachbataillons ergab. Auf der Spree schipperte sie schwanengleich. Und beim Staatsbankett trug Elisabeth Schärpe und Krone. Die Outfit-Vorschläge, die Modedesigner der Queen via Spiegel Online unterbreiteten, waren angesichts solcher Grazie nicht nur völlig überflüssig, sondern überdies größtenteils keine Werbung für deutsche Mode.
Apropos deutsche Mode: Diese Woche erlebte Zalando sein Skinnygate. Die Abbildung eines offenkundig sehr mageren Models in einer sehr engen Jeans löste eine heftige Debatte im Netz aus. Innerhalb von 48 Stunden wurde die Beschwerde einer Kundin von rund 30.000 Facebook-Fans gelikt und mehr als 600 Kommentare abgegeben. Flankiert wurde das Ganze durch Medienberichte aus Australien: Ärzte warnten dort vor Skinnyjeans, die im Extremfall Nerven- und Muskelschäden verursachen und am Ende sogar zu Organversagen und zum Tod führen können. Die Rettung naht: Modeinformierte tragen Denim Flares. Die Zalando-Öffentlichkeitsarbeiter haben die "Affäre" übrigens professionell abgebunden. Sind halt Web-Profis. Zufall oder nicht: Zeitgleich starteten die Berliner ihre neue Plattform "styleinreallife", wo Nicht-Models Outfits posten können. Ob das Zalando-Risikomanagement die Aktion aus der Schublade geholt hat? Die Dove-Masche zieht immer.
Und dann gab es noch ein paar erhellende Äußerungen der Protagonisten des Kaufhof-Deals. Wenn der Pulverdampf der Übernahmeschlacht sich verzogen hat, sieht man ja immer klarer. So zeigte sich Metro-Chef Olaf Koch gegenüber der WirtschaftsWoche ehrlich erleichtert, dass er das Warenhausgeschäft endlich los ist: "Wir standen immer vor dem Dilemma, dass jeder Euro, den wir in Metros Cash & Carry-Großmärkte oder in die Expansion von Media-Saturn gesteckt haben, ungleich mehr Rendite erzielt hat als ein entsprechender Einsatz bei Galeria Kaufhof." Und die Financial Post gab einen Einblick in Richard Bakers Immobiliendenke: "Wir haben einen 90.000-Quadratmeter-Laden im Zentrum von Toronto. Das ist nicht produktiv. Statt magerer Verkäufe in so einem viel zu großen Laden zu haben – warum machen wir nicht was richtig Aufregendes daraus?" Schönen Gruß an den Marienplatz, die Hauptwache und die Schildergasse!
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