Sage einer, in der Mode sei alles schon mal dagewesen. Wer in Berlin nach Neuem suchte, wurde durchaus fündig. Wenn auch anders, als zu vermuten war. Bei der Konferenz FashionTech ging es um das Thema Wearables – die Integration von Textil und Technologie. Die allermeisten Modeprofis halten das für Firlefanz. Gimmicks für Geeks. Das ist ein Fehler, weil ebendiese Techies dabei sind, dieses Zukunftsfeld zu besetzen. Nicht nur im Silicon Valley beschäftigen sich ernstzunehmende Leute damit. Das hat Anita Tillmann klug erkannt. Gemeinsam mit den Re:publica-Machern hat die Premium-Chefin gestern etliche Macher dieser Szene aufs Podium der Seek geholt.
Heute ist es doch so, dass die Smartphones die ganze Aufmerksamkeit der User fordern und sie zu ineffizientem Multitasking verleiten. Fabian Hemmert nennt das den Zombie-Modus. "Die Technologie unterbricht uns beim Denken. Sie muss in den Hintergrund treten", so der Senior Researcher des Design Research Labs an der UdK in seinem Einführungsvortrag. "Ich hoffe, dass das Verhältnis zwischen Menschen und Technologie in Zukunft entspannter sein wird als heute. Wearables wären ein Weg."
Hemmert zeigte Anwendungen wie zum Beispiel die Handschuhe mit integrierten Sensoren, mit denen blinde Taubstumme Kontakt zur Welt aufnehmen können. Oder die Entwicklungen seiner Kollegin Katharina Bredies wie Strickpulswärmer, die den PC-User vor einer Sehnenscheidenentzündung warnen. Oder ein in eine Strickmütze integriertes Radio, das über Bommel steuerbar ist. Oder unauffällig in die Kleidung integrierte Alarmanlagen für Schlaganfallpatienten. Einen guten Überblick über solche Innovationen gibt die Website des Design Research Labs.
Alles keine Anwendungen mit wirklicher Massenrelevanz. Auch wird es immer wieder Rückschläge wie Google Glass geben. Wobei man davon ausgehen darf, dass Google dieses Projekt nicht wirklich ad acta gelegt hat. Hemmerts Beispiele zeigen aber doch, welchen Nutzen Bekleidung als Benutzeroberfläche spielen kann. Klamotten werden zur Kommunikationsschnittstelle. Wir senden damit womöglich schon bald mehr als nur modische und soziale Signale.
Bitte lesen Sie dazu auch die Profashionals-Serie zum Thema Science Fashion.
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