Es ist die Rückkehr nach der Rückkehr. Und der Versuch eines Comebacks. Wieder einmal hat eine Ansage von Heinz Müller für mehr Gesprächsstoff gesorgt als das Angebot auf allen 13 Berliner Messen zusammen. Mit dem Umzug der Winter-Veranstaltung nach Barcelona folgt der Bread & Butter-Macher dem Impuls der Branche nach permanenter Veränderung und Stimulanz. Es sieht nach einer Bauch-Entscheidung aus. An deren wirtschaftlichem Sinn man Zweifel haben kann. Dem Niedergang tatenlos zuzuschauen, ist aber nicht Müllers Art. Insofern musste er sich etwas einfallen lassen, und auf seinen Bauch konnte er sich bislang meist verlassen. Dass er die für diesen Sommer geplante Verbrauchermesse gerade noch abgesagt hat erweist sich im Nachhinein als glücklich. Das Fashion-Festival wäre buchstäblich ins Wasser gefallen. Ein wenig Trotz schwingt womöglich auch mit. Im Schatten von Bread & Butter (und Premium) gediehen etliche Nischenmessen. Nicht zuletzt bereiteten Karl-Heinz Müller und die Tillmanns der Panorama den Boden, auf dem die sogenannte Marktmitte in unerwarteter Weise aufblüht.
Was wird jetzt aus den Trittbrettfahrern, wenn das Zugpferd weg ist?
Abwarten. Die großen Player Panorama und Premium haben sich längst emanzipiert, eine Nischenmesse wie die Bright hat schon immer ihr Ding gemacht. Die große Frage ist, ob die Branche Müller erneut nach Barcelona folgt und die Präsenz im stärksten europäischen Modemarkt für mehr Business mit den wenig liquiden Südländern aufgibt. Der Schritt nach Seoul ist marktstrategisch dagegen vielversprechender.
Deutsche Einkäufer muss Asien nicht kümmern. Barcelona schon. Die Aussicht, im Januar jede Woche woanders hinreisen zu sollen, wird ihnen nicht gefallen, so schön es im Winter in Spanien ist. Das Risiko besteht, dass auch viele Aussteller die Gelegenheit nutzen, der Bread & Butter Goodbye zu sagen. Auf der Panorama ist noch Platz (noch mehr Platz wäre, wenn der Termin nach vorne rückte und die Panorama keine Rücksicht auf die Grüne Woche zu nehmen brauchte; aber das wollen wir uns jetzt nicht ausmalen). Jörg Wichmann hat gezeigt, dass auch er etwas von Inszenierung versteht. Zumindest hat er das Beste aus den hässlichen Berliner Messehallen gemacht.
Mit dem Weggang Bread & Butter verliert Berlin im Januar aber in jedem Fall eine Attraktion und womöglich an internationaler Ausstrahlung. Das werden alle Messen zu spüren bekommen. Karl-Heinz Müller kann im Interesse seiner Veranstaltung keine Rücksicht darauf nehmen – aber wo das messerelevante Marktsegment immer kleiner wird, hilft eine Zersplitterung keinem weiter.
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