Ob es ein gutes Zeichen ist, wenn Karl-Heinz Müller zürnt? „Es ist offensichtlich immer wieder eine große Versuchung , ja sogar eine Sucht für städtische Messegesellschaften, die bekanntlich von der öffentlichen Hand finanziert werden, das Thema Fashion, Mode und Design zu belegen", kommentiert der Bread & Butter-Chef die Pläne der Berliner Messe am Flughafen Schönefeld. Die Erfolge seien speziell in Deutschland deutlich ablesbar. Dabei bediene man sich sehr gerne externer "Profis", so Müller. "Dabei handelt es sich oftmals um Eunuchen, die zwar in der Theorie genau wissen, wie es geht. Aber sie wissen nicht, wie es sich anfühlt, weil sie es nie gemacht haben und ihnen die erforderlichen Voraussetzungen fehlen.“
Mit "Eunuch" gemeint ist wohl Jörg Wichmann. Der 40jährige will im kommenden Sommer eine neue Modemesse aus der Taufe heben. Die Panorama Berlin soll auf bis zu 40.000 m² im neuen Airport-Expocenter der Messe Berlin am Flughafen Schönefeld stattfinden. Mit im Boot sind die Premium-Macher Anita und Nobert Tillmann. Wichmann ist ein in Berlin gut vernetzter Macher, der sein Geld u.a. im Immobiliengeschäft verdient. 2003 gründete er Berlinomat, eine Vertriebsfirma für Berliner Design-Produkte. Zuletzt waren rund 200 Designer an Bord. Das war eine tolle Initiative, die aber offenkundig nicht getragen hat. Der Laden an der Frankfurter Allee und der Webshop wurden in diesem Jahr geschlossen. Jetzt wendet sich der kreative Macher seinem neuen Projekt zu.
Mit dem umtriebigen Wichmann, den branchenerfahrenen Tilmanns und der Berliner Messe hat sich eine ernstzunehmende Allianz gefunden. Gerüchte von der neuen Groß-Veranstaltung wabern schon seit ein paar Monaten durch die Branche. Die neue Messe soll den Anbietern der Marktmitte eine neue Heimat bieten, die am Berlin-Rummel teilhaben möchten, bei Bread & Butter und Premium aber draußen bleiben müssen. Das Projekt dürfte auf entsprechendes Interesse in der Branche stoßen. Ohne das Angebot im Detail zu kennen: Der Standort der neuen Messe, vor den Toren der Stadt, könnte ein Knackpunkt werden. An sich suchen die Marken die quirlige Premium-Nachbarschaft. Nur da ist bekanntlich kein Platz mehr, und die Tillmanns dürfen ihr Markenspektrum auch nicht zu weit spreizen.