Warum sich in Deutschland nur so wenige Modedesigner durchsetzen – wie zum Beispiel Anna Fuchs

 

 
 
Deutsch­land ist kein guter Markt für Mode­de­si­gner. Dar­an hat auch der Ber­lin-Hype bis­lang nichts geän­dert. Die deut­sche Indus­trie, die nach den Ita­lie­nern immer­hin die stärks­te in Euro­pa ist, ver­schmäht den eige­nen Nach­wuchs eben­so wie der Han­del, den neue Namen erst dann inter­es­sie­ren, wenn sie sich woan­ders ver­kau­fen. Bestimmt zwingt der Markt zu Sicher­heits­den­ken. Wahr­schein­lich liegt es aber auch dar­an, dass es in Deutsch­land ein­fach nicht so vie­le Kun­den für indi­vi­du­el­les Design gibt, als dass sich dar­aus ein loh­nen­des Geschäft ent­wi­ckeln lie­ße.

Häu­fig schei­tert eine Zusam­men­ar­beit aber auch an der arro­gan­ten Hal­tung man­cher Desi­gner gegen­über dem Markt. Was vie­le Kun­den kau­fen wür­den, steht der Selbst­ver­wirk­li­chung im Wege. Statt erst mal in der Indus­trie pro­fes­sio­nel­le Erfah­run­gen zu sam­meln, wird die Selbst­stän­dig­keit idea­li­siert. 

In jedem Fall wer­den in Deutsch­land mehr Desi­gner aus­ge­bil­det, als die Indus­trie braucht. So bleibt vie­len ambi­tio­nier­ten jun­gen Desi­gnern nur übrig, es auf eige­ne Faust zu ver­su­chen. Ein har­ter Weg der Selbst­aus­beu­tung, der nicht sel­ten zum finan­zi­el­len Ruin führt, wenn nicht vor­her schon Streit oder Schwan­ger­schaft die Selbst­stän­dig­keit been­den. Eini­ge weni­ge set­zen sich aller­dings durch. Und wenn ihnen der Ruhm eines Lager­felds oder wenigs­tens eines Joops auch ver­wehrt bleibt, so fin­den sie doch eine dank­ba­re Kund­schaft. 

So wie Anna Fuchs. Zehn Jah­re ist die Ham­bur­ge­rin jetzt im Geschäft. Wir ken­nen uns, seit ich Anfang der 90er Jah­re als Kor­re­spon­dent in Ham­burg arbei­te­te. Damals war sie 18. Ges­tern besuch­te ich sie in ihrem Store im Schan­zen­vier­tel. Vor vier Jah­ren ist sie aus einem Sou­ter­rain-Laden in der Markt­stra­ße in die nahe­ge­le­ge­ne Karo­li­nen­stra­ße umge­zo­gen. Nach diver­sen Anläu­fen, ihre Mode über Agen­tu­ren und den Ein­zel­han­del zu ver­trei­ben, kon­zen­triert sie sich mitt­ler­wei­le auf den Direkt­ver­trieb über den Laden bzw. den Online-Ver­sand (www.annafuchs.com).  

Das mag auch mit ihrer Mode zu tun haben – in ers­ter Linie Klei­der, die sehr beson­ders und gleich­zei­tig gut trag­bar sind, die aber nur dann wirk­lich sexy sind, wenn man der Typ dafür ist und sie zu tra­gen ver­steht. Frau­en wie Hei­ke Makat­sch oder Maria Schr­a­der, die schon in ihren Model­len abge­lich­tet wur­den. Ihre Mode muss man ver­ste­hen oder halt ver­mit­telt bekom­men. Das macht sie am bes­ten selbst. So wie die Prei­se erklä­ren. Die Klei­der sind mit 359 bis 559 Euro nicht ganz bil­lig, aber dafür auch von ent­spre­chen­der Qua­li­tät. "Lei­der ist Qua­li­täts­be­wußt­sein heu­te nicht mehr so ver­brei­tet", sagt Anna, die eine klas­si­sche Schnei­der­aus­bil­dung absol­viert hat und damit etwas von Mate­ria­li­en und Ver­ar­bei­tung ver­steht. "Da haben wir auch viel Desi­gner­wa­re geän­dert. Ich weiß jetzt von jedem, wie gear­bei­tet wird. Den höchs­ten Stan­dard haben Cha­nel und Jil San­der." Von einem Mode­de­sign­stu­di­um hält Anna Fuchs nicht viel. "Das ist doch nur Geschäf­te­ma­che­rei von die­sen gan­zen Pri­vat­schu­len." 

Gera­de die jun­gen Kun­din­nen sei­en zudem extrem kon­for­mis­tisch gewor­den. "Die lau­fen alle gleich rum. Leg­gins, Jeans­rock und Bal­le­ri­na – und das war's. Da will kei­ne mehr auf­fal­len." Sie sagt das ohne Jam­mern. Sie hat ihre Kund­schaft gefun­den. "Ich bin mitt­ler­wei­le schul­den­frei." 

Dem­nächst wird Anna Fuchs im Inter­net in einer Video-Pro­duk­ti­on zu sehen sein, die Hen­nes & Mau­ritz über die Ham­bur­ger Mode­sze­ne dre­hen ließ. Sie hat lan­ge über­legt, ob sie da mit­ma­chen soll. Aber auf die damit ver­bun­de­ne Publi­ci­ty woll­te sie dann doch nicht ver­zich­ten. 

Schließ­lich hat sie auch einen eige­nen, sehens­wer­ten Film pro­du­ziert, um ihre neue Kol­lek­ti­on vor­zu­stel­len. Sol­che Clips sind der neu­es­te Schrei im Mode­mar­ke­ting. Karl Lager­felds Can­nes-Video für Cha­nel wird seit Wochen in den ein­schlä­gi­gen Blogs gepos­tet. Ganz so viel Reso­nanz hat Anna Fuchs frei­lich nicht gefun­den. Aber jetzt:

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