Gerhard Weber ist tot. Wir kannten uns nicht gut, sind uns aber mehr als einmal begegnet. Aus meinem früheren Leben besonders in Erinnerung bleibt mir ein Interview, das mit einer gefühlt einstündigen TW-Beschimpfung startete. Er hatte sich über den Beitrag eines Kollegen geärgert. Widerspruch zwecklos. Erst der zarte Hinweis, dass man ja für ein Interview nach Halle/Westfalen gekommen sei und auch wieder gehen könne, brachte ihn von der Fichte. Es wurde dann doch noch ein gutes Gespräch, das für einen TW-Titel gut war.
Gerhard Weber hatte schließlich etwas zu sagen. Über Jahrzehnte hat er eine der großen Erfolgsgeschichten dieser Branche geschrieben: Gerry Weber zum Marktführer in seinem Segment gemacht, das Unternehmen 1989 an die Börse gebracht, Halle/Westfalen ein ATP-Tennisturnier beschert, der CPD mit seiner Halle 29 den Garaus gemacht. Er war ein anstrengender Chef, aber einer, der wusste, wie es geht. Die meiste Zeit über jedenfalls. Als er sich 2014 zurückzog, waren die Krisensymptome bei Gerry Weber bereits unübersehbar. Expansion war wichtiger geworden als Innovation, wie es Alexander Kühn in seinem lesenswerten Nachruf im Spiegel treffend formuliert. Am Ende hat der Gründer sein Lebenswerk verloren geben müssen.
In Erinnerung ist vielen sicherlich die Feier zu seinem 70. Geburtstag. Gerhard Weber hatte Hunderte Geschäftspartner und Wegbegleiter zur großen Sause nach Halle/Westfalen eingeladen. Seine Mitarbeiter überreichten ihm ein aufwändig verpacktes Geschenk: Ein Gerhard Weber-Portrait in Öl. Wer dabei war, wird seine Reaktion darauf nicht vergessen haben.