Berggruens letzter öffentlicher Auftritt war die Party von Frau Dibelius in Saint Tropez. Bunte berichtete. Das Magazin zeigte den Investor scheinbar mißgelaunt neben einem strahlenden Model; sie freut sich wahrscheinlich über seine Milliarden, sehr unterhaltsam wirkt er mit dem Handy-Knopf im Ohr jedenfalls nicht. Ob er gerade mit dem nicht anwesenden Gatten der Gastgeberin telefonierte? Goldman Sachs-Chef Alexander Dibelius ist jedenfalls eine der Schlüsselfiguren im Geschachere um Karstadt.
In dieses hat sich nun auch noch Maurizio Borletti mit einem Angebot eingeschaltet. Karstadt-Insolvenzverwalter Görg hat ihn zwar erstmal abblitzen lassen. Aber das will nicht unbedingt etwas heißen. Schon bei der Woolworth-Insolvenz hat sich gezeigt, dass der Insolvenzverwalter in die Röhre guckt, wenn Bieter und Vermieter sich außerhalb des Verfahrens einig werden.
Borletti gehört dem Vermieter-Konsortium selbst an und spricht von daher so oder so ein Wörtchen mit. Ich traf ihn vor Wochen auf einem Kongress in New York. Das war einige Tage nach der Entscheidung des Gläubigerausschusses für Berggruen. Offiziell war er zu keinem Statement bereit, aber er hat dann doch das eine oder andere off the records gesagt. Das Votum für Berggruen hat ihn offenbar überrascht. Nach seinen Äußerungen damals in New York hat mich jedenfalls nicht gewundert, dass sich Berggruen und Highstreet in all den Verhandlungsrunden seither nicht einig geworden sind.
Schwer zu sagen, welchen neuen Eigentümer man Karstadt wünschen soll. Fakt ist, dass Borletti als Spross einer italienischen Handelsdynastie viel Erfahrung im Warenhausgeschäft mitbringt. Seine Absichten, sind jedoch letztlich ebenso unklar wie das Konzept, mit dem Berggruen Karstadt zukunftsfähig machen will. Gut möglich, dass Borletti in erster Linie die alte Idee einer Premium-Warenhauskette im Sinn hat, über die er seinerzeit schon mit Thomas Middelhoff verhandelt hat: Kadewe und Alsterhaus würden gut zu den Flagship-Stores von La Rinascente und Printemps in Paris passen. Für die anderen Karstadt-Häuser stünde à la longue mit Metro/Kaufhof ein Übernehmer bereit.
Doch das ist wie gesagt alles Spekulation. Spätestens am 2. September wissen wir mehr. Eine nochmalige Verschiebung der Einigungsfrist gilt wegen der anlaufenden Orderrunde als unwahrscheinlich.