Der Tom Tailor-Mitbegründer hat einen indianischen Schlachtruf zu seinem Motto gemacht: "Hoka Hey" – "Heute ist ein guter Tag zum Sterben" – rufen er und seine Mitspieler, wenn sie auf ihren wendigen Ponys den kleinen Ball vor sich hertreiben. Uwe Schröder ist begeisterter Polo-Spieler. Und weil der 69jährige in seinem Leben selten halbe Sachen gemacht hat, betreibt er auch dieses Spiel professionell. Sein Team gewann zahlreiche internationale Turniere, 2009 wurde Tom Tailor italienischer und deutscher Meister. Im Finale der German Polo Masters an diesem Wochenende auf Sylt hat es nicht ganz gereicht. Meine Anfeuerungsrufe haben gegen das Lanson-Team leider auch nicht geholfen. Das Küken im Team war übrigens Schröders Tochter Naomi, die wie ihre Schwester Tahnee eine so ambitionierte wie talentierte Polospielerin ist.
Der Polo-Sport begeistert Schröder seit jeher. Mit dem schrittweise Rückzug aus dem Tagesgeschäft bei Tom Tailor gewann er die Zeit, es anzugehen. Vor sechs Jahren kaufte er in Argentinien seine ersten fünf Ponys. Seit damals spielt er mit dem Polo-Profi Eduardo Anca zusammen, der zugleich sein Trainer ist. Das Team unterhält 19 Pferde, die mit einem Riesen-Truck quer durch Europa gekarrt werden. Schröder (der auch schon mal Europa- und Weltmeister mit dem Katamaran war und begeisterter Heli-Ski-Fahrer ist) ist topfit, trainiert täglich zwei Stunden. Von Mitte April bis Ende September spielt sein Team fast jedes Wochenende Turniere. Die Wintermonate verbringt er in Argentinien.
Die sportlichen Erfolge krönen eine mehr als beachtliche Lebensleistung. 1962 übernahm der Hamburger Bankier Hans-Heinrich Pünjer die Handelsgesellschaft Henke & Co. Im Kaufpreis inbegriffen war der Angestellte Uwe Schröder. "Der letzte Sklavenhandel in Hamburg", wie Schröder gegenüber meinem Kollegen Jörg Nowicki mal scherzte. 1965 wurde der 24jährige Teilhaber und Geschäftsführer. In der zweiten Hälfte der 70er Jahre brachten Pünjer und Schröder die erste Sportswear-Kollektion unter dem Namen Tom Tailor auf den Markt, später wurde die Firma nach der Marke benannt. 2001 schied Pünjer aus, zwei Jahre darauf gab Schröder die Mehrheit an den italienischen Investor Piofrancesco Borghetti ab. Der verkaufte wiederum an den Finanzinvestor Alpha. Im vergangenen Jahr ging die Tom Tailor AG dann an die Börse. Uwe Schröder hält aktuell noch ungefähr 10% der Anteile.
Bei meinem letzten Besuch im Tom Tailor-Headquarter in Hamburg-Nienstedt führte mich CEO Dieter Holzer in die "Hall of Fame", eine sorgfältig arrangierte kleine Ausstellung von Pokalen und Aufnahmen seines Aufsichtsratsvorsitzenden. So stilisiert man ein Hobby zur Heritage. Es ist wohl überflüssig, darauf hinzuweisen, dass Tom Tailor auch eine Polo Team Collection vertreibt. Die steht für einen zweistelligen Millionenumsatz und soll demnächst stärker verselbständigt werden.