Philippe Gaydoul verkauft Navyboot. Die Marke und ein Teil des Retail-Geschäfts gehen an die Globus-Gruppe. Gaydoul selbst behält einen Teil der Stores, die dem Übernehmer wohl nicht ins Konzept passen und führt sie einstweilen als Lizenznehmer fort. Der Enkel des Schweizer Discount-Pioniers Karl Schweri zieht sich aus dem Premium-Business zurück. Nach dem milliardenschweren Verkauf von Denner an Migros hatte Gaydoul ein Konglomerat von Schweizer Traditionsmarken zusammengekauft, neben Navyboot die Uhrenmarke Hanhart, die Strumpfmarke Fogal und die Skimodemarke Jet Set. Von Fogal und Hanhart hat er sich längst zurückgezogen. Es würde einen nicht wundern, wenn auch Jet Set demnächst einen neuen Besitzer hätte. Mit Luxus Geld zu verdienen, scheint nicht so einfach zu sein, wie das die Renditen von LVMH und Kering suggerieren. Ähnlich erging es den Reimanns. Die mit Putzmittel und Parfum reich gewordene Familie hatte mit Labelux (später JAB Luxury) ebenfalls einen ambitionierten Aufschlag im prestigeträchtigen Luxury Business. Heute hat man die Beteiligungen – darunter Jimmy Choo, Bally, Belstaff und Derek Lam – wieder abgestoßen. Stattdessen krempelt Reimanns Rainmaker Peter Harf nun lieber den Kaffeemarkt um.
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Zegna kauft Thom Browne. Auf den ersten Blick eine Win-Win-Situation für beide Seiten. Die Italiener ergänzen ihr Portfolio um eine Aufsteigermarke mit zur eigenen DNA passendem sartorialen Anspruch und Ausstrahlung auf neue Zielgruppen sowie den wichtigen US-Markt. Thom Browne wiederum ist seinen Finanzinvestor los und legt im Hafen eines strategischen Investors an, der über das Business-Verständnis, das Know-how und die Ressourcen eines globalen Stoff- und Bekleidungskonzerns verfügt. Es muss eine ordentliche dreistellige Millionensumme für die 85 Prozent geflossen sein. Der Hinweis, dass Zegna das 100 Millionen Umsatz schwere Unternehmen auf 500 Millionen Euro Wert taxiert, zeigt nicht zuletzt das Entwicklungspotenzial. Ob wir Gildo Zegna jemals in kurzen Hosen sehen werden?
Und sonst?
…hat Amazon Zeitungsberichten zufolge Lagerarbeiter fürs Schön-Twittern bezahlt. Jetzt wissen wir aus erster Hand: "Wir dürfen jederzeit aufs Klo." Amazons PR-Mitarbeitern sollte das zu denken geben; womöglich werden auch sie künftig nach Logistik-Tarif bezahlt.
…hat Amancio Ortega an einem Tag über 4 Milliarden Euro seines Vermögens verloren, ausgelöst durch den Kurssturz der Inditex-Aktie nach einer Rückstufung durch Morgan Stanley. Abgesehen davon, dass wir uns um die Rente des Zara-Gründers keine Sorgen zu machen brauchen, sagt das weniger über Inditex als herausragende Benchmark der Branche aus als über den unverhältnismäßigen Einfluss mancher Analysten.
.…heißt die Bread&Butter jetzt Bread&&Butter. Nach Joop! und Marc O'Polo ein weiterer Fall von Satzzeichen-Missbrauch.
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