Die Welt steht am Scheideweg, und Greta Thunberg und Donald Trump reden in Davos aneinander vorbei. In Libyen herrscht Krieg, und in Berlin verhandelt die Kanzlerin mit der autokratischen Internationale über Frieden. In China taucht ein neuer Virus auf, es droht eine globale Epidemie.…
Wo die ganz großen Themen die Schlagzeilen bestimmen, freut man sich auch mal über Unwichtiges. Zum Beispiel über die Hosen von Zara France, die im Netz für einen Laughstorm gesorgt haben, weil die Spanier anscheinend vergessen haben, Models reinzustecken. "Der unsichtbare Mann" sei das Model gewesen, ätzte ein Twitterer. "Eine sehr eigene Bildsprache", konstatiert ein etwas wohlwollenderer Marketingberater. Das Ganze passierte ausgerechnet am Jogginghosentag, der auch in diesem Jahr wieder entsprechend Raum unter Vermischtes eingenommen hat. Dass Jürgen Klinsmann seinen Hertha-Kickern letzte Woche das Tragen von Jogginghosen verboten hat, hat die Mannschaft indes am Sonntag nicht vor einer 4:0‑Klatsche gegen die Bayern bewahrt. Die Mannschaft hat auch so die Kontrolle über ihr Spiel verloren.
Dann war da noch der Shitstorm, den Lars Eidinger mit Philip Bree ausgelöst hat (nicht zu verwechseln mit Bree). In der über Instagram ausgespielten Kampagne fläzt sich der Schauspieler in Obdachlosenmanier (und Jogginghose?) auf der Straße und im Stadtpark, über dem Kopf die von der Aldi-Tüte inspirierte PB110-Tasche. Balenciaga/Ikea läßt grüßen. Man kann diese Ästhetik des Prekären natürlich als Kapitalismuskritik verstehen. Vielleicht wollte Eidinger auch nur auf die Folgen hinweisen, die das Plastiktütenverbot für die Bedürftigen hat. Die 550 Euro teure Mehrwegtasche aus Rindsleder in der offiziellen Mitteilung als Beitrag zur Nachhaltigkeit zu verkaufen, ist womöglich die noch größere Provokation. In der SZ verteidigte Eidinger seine Aktion gestern als "Hommage an den Alltag". Die 250 im Übrigen sehr schönen Taschen dürften jedenfalls schnell vergriffen sein.
Wenigstens sind sie nicht aus Känguruleder. Versace wegen der verheerenden Waldbrände in Australien verkündet, künftig auf das Leder der Beutel-Tiere verzichten zu wollen. Zu gern hätte man gewusst, ob und wie viel Känguruleder bei Versace überhaupt verarbeitet wurde. So liegt die Vermutung nahe, dass in der PR-Stelle von Versace einer nur besonders gut aufgepasst hat.
Und noch eine Meldung hat dieser Tage aufhorchen lassen: Der Gender Pay Gap ist nicht nur ein Problem der Old Economy. Sondern auch in Instagram. Nach einer US-Studie verdienen Männer dort 7 Prozent mehr für einen Post als Frauen. Wer hätte das gedacht! Die Studie, zu der immerhin 1600 Influencer in 40 Ländern befragt wurden, hat jedoch einen Faktor nicht mehr berücksichtigen können: Wenn Meghan demnächst ins Influencer-Business einsteigt, dürfte dies gravierende Auswirkungen auf das weibliche Durchschnittshonorar haben.