Die Arie hat ihre Wirkung nicht verfehlt. Zum Abschluss der Bugatti-Show verdrückte Klaus Brinkmann ein paar Tränchen. War es Puccini oder war es Julius? Julius Brinkmann hatte im Verein mit Kreativchef Florian Wortmann gerade sein Meisterstück abgeliefert. Da kann man als Vater schon mal stolz sein. Auf “E lucevan le stelle” folgte dann durchaus anspielungsreich der Score von Succession. Anders als in dieser famosen US-Serie scheint der Generationswechsel im Hause Brinkmann harmonisch zu verlaufen.
Bugatti feierte in Florenz jedenfalls einen grandiosen Relaunch. Die Show im Garten des Palazzo Ximenes war einer der Höhepunkte der 106. Pitti Uomo. Und die Konkurrenz war nicht klein. Paul Smith präsentierte seine neue Kollektion erstmals wieder in Florenz. Marni-Erbin Carolina Castiglioni feierte die Premiere ihres Labels Plan C. Marine Serre war Guest Designer. Allein am Dienstagabend hatten die Messebesucher die Wahl zwischen Bugatti, Digel, Roy Robson, Brunello Cucinelli, Guess, Daniele Fiesoli – um nur ein paar der Events zu erwähnen. Und wer keine Einladungen erhalten hatte oder danach noch konnte, traf sich wie immer im Gilli an der Piazza della Repubblica.
Die Pitti hat sich von der Trendschau für Herrenausstatter längst zu einer Art Klassentreffen der globalen Menswear gemausert. Das ist soweit nichts Neues. Insbesondere die Deutschen haben Florenz entdeckt, auch mangels Messe-Alternative im eigenen Land. Die Womenswear-Leute beklagen umso lauter, dass es für sie noch nicht einmal eine vergleichbare Alternative gibt. Auf den Fluren waren jedenfalls etliche deutsche Anbieter unterwegs, die eine Florenz-Präsenz sondierten. Der Veranstalter, so hört man, hält die harte Tür aufrecht. Es ist ein Dilemma: Eine strenge Qualitätsauswahl ist für die Messe einerseits zentral. Andererseits hat die Pitti gegenüber früheren Zeiten Federn gelassen, was die Zahl der Aussteller angeht.
Über Frequenzmangel konnten sich die Anwesenden dagegen nicht beschweren. Im Central Pavilion bebte mal wieder der Boden. Und die zentrale Freifläche glich wie eh und je einem Rummelplatz. Für die deutschen Besucher war es eine Auszeit von der hiesigen Tristesse, von schlechter Laune und noch schlechterem Wetter. Dabei ist die Ausgangslage für die exportstarke italienische Bekleidungsindustrie angesichts geopolitischer Turbulenzen und Preissteigerungen derzeit auch nicht eben rosig.
Der Stimmung tat all das keinen Abbruch. Messen mögen Konjunkturbarometer sein. In der Mode sind es schon lange auch Motivationsveranstaltungen.
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Und sonst?
…geraten Influencer zunehmend in die Kritik, die ihre Kinder einspannen, um mehr Klicks zu generieren. Kinderarbeit gibt es offenbar nicht nur in Entwicklungsländern.
…wird einem Bericht der SZ zufolge Manufactures Dior für ein Jahr unter gerichtliche Verwaltung gestellt. Der italienischen LVMH-Tochter wird vorgeworfen, Aufträge an chinesische Firmen mit Sitz in Italien vergeben zu haben, die ihre Arbeiter knechten, um die Kosten zu drücken. So habe ein Subunternehmen Taschen für 53 Euro ausgeliefert, die Dior dann für 2600 Euro in den Verkauf gebracht haben soll. Ausbeutung gibt es nicht nur bei den Billiganbietern.
…spekuliert die Frankfurter Rundschau, dass Temu und Shein Schuld an der erneuten Insolvenz von Weltbild sind. Ganz schön weit hergeholt.
…heißt es ab heute Abend: Daumen drücken! “Sollte die Mannschaft weit kommen und für ein neues Sommermärchen sorgen, könnte dies einen merklichen Schub für die Konsumbereitschaft geben”, kommentiert das EHI eine aktuelle Studie. Und was werden die Leute kaufen? Die meisten (41,4%) sagen: Snacks, Grillgut und Getränke.