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Trump-Triumph und Ampel-Aus

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Jür­gen Mül­ler

Auch wenn dies hier nicht der Platz für Poli­tik ist, und im Prin­zip von allen schon alles gesagt ist, kommt einem die Beschäf­ti­gung mit den gro­ßen und klei­nen Bran­chen­pro­ble­men in die­ser Woche doch eini­ger­ma­ßen pro­fan vor.

Wer hät­te gedacht, dass es der Bun­des­re­gie­rung an die­sem Mitt­woch gelin­gen wür­de, Donald Trump medi­al die Show zu steh­len? Der Aus­gang der US-Wahl ist nicht der Grund, aber bestimmt kein zufäl­li­ger Zeit­punkt für die Auf­kün­di­gung der Koali­ti­on. Es wird jetzt ganz sicher teu­rer für Deutsch­land, und die Ampel­par­tei­en brach­ten nicht mehr den Wil­len zur Ver­stän­di­gung mit.

Fürs Kon­sum­kli­ma, das gera­de hier­zu­lan­de sehr stim­mungs­ab­hän­gig ist, ist die öko­no­mi­sche Per­spek­ti­ve in Ver­bin­dung mit der poli­ti­schen Unge­wiss­heit natür­lich ein Dow­ner. Der HDE hat sei­ne Pro­gno­se fürs Weih­nachts­ge­schäft und das Gesamt­jahr ent­spre­chend her­ab­ge­setzt. Für 2025 besteht in Deutsch­land jetzt immer­hin die Chan­ce, den zu erwar­ten­den glo­ba­len Tur­bu­len­zen mit einer bes­se­ren und bere­chen­ba­re­ren Poli­tik zu begeg­nen.

Natür­lich ver­heißt der Trump­sche Pro­tek­tio­nis­mus für die hie­si­ge Export­in­dus­trie nichts Gutes. Wir haben in Deutsch­land über vie­le Jah­re von offe­nen Gren­zen pro­fi­tiert, auch und gera­de die welt­weit sourcen­de und ver­kau­fen­de Beklei­dungs­in­dus­trie. Jetzt wird das nächs­te Kapi­tel der Deglo­ba­li­sie­rung ein­ge­läu­tet. Und natür­lich wird eine Abwen­dung der USA die Bedro­hungs­la­ge in Ost­eu­ro­pa ver­schär­fen. Die EU-Staa­ten wer­den sehr viel mehr Geld für die Ver­tei­di­gung auf­brin­gen müs­sen, das dann für ande­re Zwe­cke fehlt.

Das Schlimms­te am Aus­gang der US-Wahl sind indes gar nicht mal die wirt­schaft­li­chen und poli­ti­schen Impli­ka­tio­nen. Das eigent­li­che und blei­ben­de Dra­ma des Wahl­aus­gangs in den USA ist ein gesell­schaft­li­ches: Es tri­um­phiert der Straf­tä­ter über die Staats­an­wäl­tin, die Lüge über die Wahr­heit, Miso­gy­nie und Ras­sis­mus über Huma­ni­tät und Frau­en­rech­te, das Spal­te­ri­sche über das Ver­ei­nen­de, das Schlecht­ge­laun­te über die Zuver­sicht, die Ver­rückt­heit über die Ver­nunft. Wie soll man sei­nen Kin­dern erklä­ren, dass es auf Anstand und Moral ankommt, wenn der mäch­tigs­te Mann der Welt jeden Tag das Gegen­teil beweist?

Mit Trump regiert nun der in jeder Hinsicht schlechte Stil. Er und seine Epigonen verkörpern das Gegenteil dessen, wofür die mehrheitlich liberal eingestellten Modeleute stehen.

"Die Wäh­ler suchen Schutz in einer Schein­welt, in die Trump nun mit Pomp und Glo­ria ein­zieht", schreibt Ste­fan Kor­ne­li­us in einem klu­gen Kom­men­tar in der SZ. "Die­ses Land woll­te Donald Trump und sei­ne Ver­hei­ßung von Füh­rung und Stär­ke. Das Trump­sche Gol­de­ne Zeit­al­ter gehört in die Welt der Fik­ti­on, es ist so schein­gol­den wie die Lüs­ter in Mar-a-Lago oder die fal­schen Lou­is-XVI-Möbel im Trump-Tower."

Mit Trump regiert nun der in jeder Hin­sicht schlech­te Stil. Er und sei­ne Epi­go­nen ver­kör­pern das Gegen­teil des­sen, wofür die mehr­heit­lich sicher libe­ral ein­ge­stell­ten Mode­leu­te ste­hen. Man­che Unter­neh­mer mögen mit dem Wahl­aus­gang kein Pro­blem haben. "Mit Trump kann man Geschäf­te machen", ließ Wolf­gang Grupp ges­tern ver­lau­ten. Eine Auto­kra­tie kann aber auch der Tri­gema-Patri­arch nicht wol­len.

Grund­sätz­lich soll­ten alle, die Mode machen und damit Geld ver­die­nen, ein Inter­es­se an einer libe­ra­len Gesell­schaft haben. Denn Krea­ti­vi­tät und Inno­va­ti­on gedei­hen dort am bes­ten, wo sie sich mög­lichst frei ent­fal­ten kön­nen. Mode dient dem indi­vi­du­el­len Aus­druck, ihr Anti­po­de ist die Uni­form. Es ist bezeich­nend, dass die­se Gleich­ma­cher in Auto­kra­tien und Dik­ta­tu­ren beson­ders Kon­junk­tur haben.

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