Auch wenn dies hier nicht der Platz für Politik ist, und im Prinzip von allen schon alles gesagt ist, kommt einem die Beschäftigung mit den großen und kleinen Branchenproblemen in dieser Woche doch einigermaßen profan vor.
Wer hätte gedacht, dass es der Bundesregierung an diesem Mittwoch gelingen würde, Donald Trump medial die Show zu stehlen? Der Ausgang der US-Wahl ist nicht der Grund, aber bestimmt kein zufälliger Zeitpunkt für die Aufkündigung der Koalition. Es wird jetzt ganz sicher teurer für Deutschland, und die Ampelparteien brachten nicht mehr den Willen zur Verständigung mit.
Fürs Konsumklima, das gerade hierzulande sehr stimmungsabhängig ist, ist die ökonomische Perspektive in Verbindung mit der politischen Ungewissheit natürlich ein Downer. Der HDE hat seine Prognose fürs Weihnachtsgeschäft und das Gesamtjahr entsprechend herabgesetzt. Für 2025 besteht in Deutschland jetzt immerhin die Chance, den zu erwartenden globalen Turbulenzen mit einer besseren und berechenbareren Politik zu begegnen.
Natürlich verheißt der Trumpsche Protektionismus für die hiesige Exportindustrie nichts Gutes. Wir haben in Deutschland über viele Jahre von offenen Grenzen profitiert, auch und gerade die weltweit sourcende und verkaufende Bekleidungsindustrie. Jetzt wird das nächste Kapitel der Deglobalisierung eingeläutet. Und natürlich wird eine Abwendung der USA die Bedrohungslage in Osteuropa verschärfen. Die EU-Staaten werden sehr viel mehr Geld für die Verteidigung aufbringen müssen, das dann für andere Zwecke fehlt.
Das Schlimmste am Ausgang der US-Wahl sind indes gar nicht mal die wirtschaftlichen und politischen Implikationen. Das eigentliche und bleibende Drama des Wahlausgangs in den USA ist ein gesellschaftliches: Es triumphiert der Straftäter über die Staatsanwältin, die Lüge über die Wahrheit, Misogynie und Rassismus über Humanität und Frauenrechte, das Spalterische über das Vereinende, das Schlechtgelaunte über die Zuversicht, die Verrücktheit über die Vernunft. Wie soll man seinen Kindern erklären, dass es auf Anstand und Moral ankommt, wenn der mächtigste Mann der Welt jeden Tag das Gegenteil beweist?
Mit Trump regiert nun der in jeder Hinsicht schlechte Stil. Er und seine Epigonen verkörpern das Gegenteil dessen, wofür die mehrheitlich liberal eingestellten Modeleute stehen.
"Die Wähler suchen Schutz in einer Scheinwelt, in die Trump nun mit Pomp und Gloria einzieht", schreibt Stefan Kornelius in einem klugen Kommentar in der SZ. "Dieses Land wollte Donald Trump und seine Verheißung von Führung und Stärke. Das Trumpsche Goldene Zeitalter gehört in die Welt der Fiktion, es ist so scheingolden wie die Lüster in Mar-a-Lago oder die falschen Louis-XVI-Möbel im Trump-Tower."
Mit Trump regiert nun der in jeder Hinsicht schlechte Stil. Er und seine Epigonen verkörpern das Gegenteil dessen, wofür die mehrheitlich sicher liberal eingestellten Modeleute stehen. Manche Unternehmer mögen mit dem Wahlausgang kein Problem haben. "Mit Trump kann man Geschäfte machen", ließ Wolfgang Grupp gestern verlauten. Eine Autokratie kann aber auch der Trigema-Patriarch nicht wollen.
Grundsätzlich sollten alle, die Mode machen und damit Geld verdienen, ein Interesse an einer liberalen Gesellschaft haben. Denn Kreativität und Innovation gedeihen dort am besten, wo sie sich möglichst frei entfalten können. Mode dient dem individuellen Ausdruck, ihr Antipode ist die Uniform. Es ist bezeichnend, dass diese Gleichmacher in Autokratien und Diktaturen besonders Konjunktur haben.