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Neues von der old economy

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Jür­gen Mül­ler

Mon­tag, 27. Mai. Es gibt sie noch, die guten Nach­rich­ten: Brax-Mut­ter Lei­ne­we­ber ret­tet den insol­ven­ten Jacken­spe­zia­lis­ten Fuchs & Schmitt. In Aschaf­fen­burg kann man fürs Ers­te auf­at­men. Die sol­ven­ten Her­for­der lie­fern die Finan­zie­rung, zu der die Haus­bank zuletzt nicht mehr bereit schien. Für Brax ist es die Gele­gen­heit, sein Pro­dukt­port­fo­lio um Jacken und Män­tel zu ergän­zen und dem eige­nen Anspruch, nicht nur Hosen­ma­cher, son­dern Out­fit­an­bie­ter zu sein, gerecht zu wer­den. Und das, ohne dazu selbst Kom­pe­tenz auf­bau­en und ein teu­res eige­nes Pro­dukt­ma­nage­ment eta­blie­ren zu müs­sen.

Inso­fern sieht es nach einem klu­gen Schritt aus. Der zudem pass­ge­nau zu der Wachs­tums-Offen­si­ve passt, die man sich in Her­ford auf die Fah­nen geschrie­ben hat: Eine modi­sche Neu­jus­tie­rung, ein Aus­bau des Ober­tei­le-Anteils, ein Rebran­ding, eine Flä­chen­of­fen­si­ve und bes­se­re Lager­pro­gram­me und nicht zuletzt ein aggres­si­ve­res Pri­cing sol­len den Umsatz bis über­nächs­tes Jahr von aktu­ell 304 auf 350 Mil­lio­nen Euro hie­ven.

In einer Pha­se, wo der Markt schwä­chelt, setzt Brax auf Wachs­tum. Das muss man sich leis­ten kön­nen. Auch das ist ein Signal: Wegen der Zins­wen­de und dem Kon­sum­kli­ma­wan­del sind die fremd­fi­nan­zier­ten Wachs­tums­stars der ver­gan­ge­nen Jah­re alle­samt in der Bre­douil­le. Dage­gen ist die ver­meint­lich lang­wei­li­ge, wenig wachs­tums­star­ke, aber dafür soli­de finan­zier­te old eco­no­my ten­den­zi­ell am Drü­cker.

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Diens­tag, 28. Mai. Die Gläu­bi­ger­ver­samm­lung winkt den Insol­venz­plan für Gale­ria durch. Was nicht anders zu erwar­ten war. Baker/Beetz kön­nen damit zum 1. August über­neh­men. Nach einem Bericht von Capi­tal haben sie für das Unter­neh­men mit sei­nen aktu­ell noch 92 Häu­sern nichts bezahlt. Die Gläu­bi­ger – dar­un­ter auch der Steu­er­zah­ler – müs­sen dafür auf min­des­tens 97% ihrer For­de­run­gen ver­zich­ten. Die Alter­na­ti­ve wären 100% gewe­sen. Ins­ge­samt haben die Lie­fe­ran­ten damit in den drei Insol­venz­ver­fah­ren in nur vier Jah­ren eine sehr hohe Mil­li­ar­den­sum­me in den Waren­häu­sern ver­senkt. Auch eine Art Finan­zie­rungs­mo­dell. In der Indus­trie wer­den trotz­dem vie­le froh sein, dass der Ver­triebs­ka­nal fürs Ers­te offen bleibt.

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Mitt­woch, 29. Mai. Die Otto Group legt den Jah­res­ab­schluss 2023/24 vor: 426 Mil­lio­nen Euro Ver­lust, nach 413 Mil­lio­nen im Vor­jahr. Die Umsät­ze schrumpf­ten um 6 Pro­zent auf 15 Mil­li­ar­den, immer­hin stieg das Ebit­da um 155 auf 744 Mil­lio­nen. Die Tal­soh­le scheint erreicht. Im lau­fen­den Geschäfts­jahr erwar­tet der Han­dels­kon­zern eine sta­bi­le Umsatz­ent­wick­lung und eine deut­li­che Ver­bes­se­rung der Pro­fi­ta­bi­li­tät. “Bei uns herrscht kei­ne Hur­ra-Stim­mung”, wird Alex­an­der Bir­ken in den Medi­en zitiert. Aber natür­lich, so der CEO sinn­ge­mäß, habe man alles im Griff.

Bei Otto sagt eine Gra­fik immer mehr als 1000 Wor­te, kom­men­tiert dage­gen Jochen Krisch in Exci­ting Com­mer­ce: Der Otto-Kon­zern liegt im Umsatz wie­der auf dem Niveau von 2002. Ama­zon ist seit 2006 in Deutsch­land auf über 34 Mil­li­ar­den Euro gewach­sen.