Passiert large

Generation Corona

XSonn­tag, 6. Sep­tem­ber. Im Fuß­ball wech­seln zur­zeit die Spon­so­ren wie bei den Luxu­ry Brands die Desi­gner. Ney­mar hat nach dem Cham­pi­ons League-Fina­le nun auch Nike ver­lo­ren. Oder war es umge­kehrt? Der PSG-Super­star wird als das neue Gesicht von Puma gehan­delt. Dafür hat Nike New Balan­ce beim FC Liver­pool aus­ge­boo­tet. Liver­pool-Trai­ner Jür­gen Klopp coacht wie­der­um in drei Strei­fen – er ist seit die­se Woche neu­er Mar­ken­bot­schaf­ter von Adi­das. „Wir haben einen der bes­ten Trai­ner der Welt unter Ver­trag genom­men“, jubelt Adi­das-Chef Kas­per Ror­s­ted in der FAS. War­um nur hat man manch­mal den Ein­druck, dass es bei den Unsum­men, die die Sport­mar­ken für ihre Tes­ti­mo­ni­als raus­hau­en nicht nur um den Wer­be­wert geht, son­dern auch dar­um, der Kon­kur­renz zu zei­gen, wo der Ham­mer hängt?

Her­tha BSC spielt dage­gen in einer ande­ren Liga. Die Ber­li­ner sind bei Tri­gema abge­blitzt. Wolf­gang Grupp waren 4,5 Mil­lio­nen Euro für Tri­kot­wer­bung zu teu­er und Her­tha-Inves­tor Lars Wind­horst suspekt. „Das sind Her­ren, da spie­len 100 Mil­lio­nen Euro kei­ne Rol­le. Man pokert, man kauft Fuß­ball­spie­ler, obwohl man das Geld nicht hat. Und wenn man insol­vent geht, dann zahlt es der Steu­er­zah­ler, und sel­ber fängt man was Neu­es an.“ Dass Grupp die Ver­hand­lun­gen öffent­lich mach­te, hat eine Vor­ge­schich­te. Ein frü­he­res Tri­gema-Enga­ge­ment bei den Ber­li­nern ende­te im Rechts­streit. „Ges­tern noch hat man ver­sucht, mich zu hin­ter­ge­hen. Dann plötz­lich, 20 Jah­re spä­ter, soll ich der Her­tha wie­der hel­fen.“ Rache wird bekannt­lich am bes­ten kalt ser­viert.

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Mon­tag, 7. Sep­tem­ber. Coro­na beschleu­nigt alles. Und nach Coro­na ist nicht mehr wie es war. Wenn ich die­se Plat­ti­tü­den noch­mal lesen oder hören muss, krieg‘ ich wirk­lich die Kri­se. Die zahl­rei­chen Stu­di­en, die zur Welt nach Coro­na erschie­nen sind, unter­füt­tern in aller Regel nur All­ge­mein­plät­ze mit Sta­tis­tik. Die heu­te ver­öf­fent­lich­te Spie­gel-Umfra­ge ist da kei­ne Aus­nah­me. Die Kern­aus­sa­gen von "So den­ken die Deut­schen über das Leben nach Coro­na": Die Kri­se hat den Blick für das Wesent­li­che geschärft. Es wird weni­ger gereist. Das Home Office setzt sei­nen Sie­ges­zug fort. Es wer­den mehr Fahr­rä­der gekauft. Und es gibt eine Hin­wen­dung zum Loka­len. Wovon der Ein­zel­han­del wegen dem anhal­ten­den Online Shop­ping-Boom aber wenig haben wird. Das bestä­tigt denn auch eine neue PWC-Stu­die ("Lock­down, Shake up. The new nor­mal for shop­ping in Euro­pe"): Ins­be­son­de­re dem Lebens­mit­tel-Online-Ein­kauf habe die Kri­se zum Durch­bruch ver­hol­fen.

Eine Mogel­pa­ckung ist der häu­fig zitier­te Bei­trag von Bri­an Solis für Fast Com­pa­ny: "Covid 90 hat in nur 90 Tagen einen neu­en Kun­den erschaf­fen." Der Sales­force-Exper­te spricht von der „Gene­ra­ti­on N“. Das klingt zunächst inter­es­sant. Letzt­lich meint Solis aber nur, dass zu den hyper­ver­netz­ten Kon­su­men­ten der „Gene­ra­ti­on C“ (C für Con­nect) nun qua­si über Nacht die Men­schen dazu kom­men, die pan­de­mie­be­dingt einen Crash­kurs in Sachen Digi­ta­li­sie­rung durch­lau­fen haben. Also prak­tisch alle übri­gen. Blöd nur, dass Solis das ‚C‘ bereits ver­ge­ben hat, „Gene­ra­ti­on Coro­na“ wäre natür­lich noch pla­ka­ti­ver gewe­sen als „Gene­ra­ti­on N“. Apro­pos: Was ist eigent­lich aus der Gene­ra­ti­on Z gewor­den?

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Diens­tag, 8. Sep­tem­ber. Sty­le­bop ist wie­der online. Mit 150 inter­na­tio­na­len Mar­ken, Luxu­ry Brands wie Vete­ments, Mai­son Mar­gie­la und Mar­ni, ergänzt durch Con­tem­po­ra­ry-Mar­ken wie Tig­ha und Dry­korn. Und – typisch P&C – mit einer neu­en Eigen­mar­ke: „Sty­le­bop“ hat man auf stylebop.com frei­lich gut ver­steckt. Ansons­ten kommt der Web­shop sehr anspre­chend und user­freund­lich daher. Es wird sich wei­sen, ob der Restart des 2019 von P&C über­nom­me­nen deut­schen Luxu­ry Online-Pio­niers gelingt.

Für P&C‑Tochter Fashion ID ist Sty­le­bop zunächst eine sinn­vol­le Aus­wei­tung ihrer Online-Akti­vi­tä­ten. Die Düs­sel­dor­fer stei­gen in einen eben­so schnell wach­sen­den wie hart umkämpf­ten Ring ein, wo sich der deut­sche Luxu­ry Online Platz­hirsch Mythe­re­sa und die Stutt­gar­ter Kol­le­gen von Breu­nin­ger mit Anbie­tern wie Matches Fashion und Glo­bal Play­ern wie Net-a-por­ter und Far­fetch um Brands und Kun­den bal­gen. Letz­te ver­bren­nen zwar in ers­ter Linie das Geld ihrer Inves­to­ren, das macht sie aber umso mehr zu einer fie­sen Kon­kur­renz. Nicht zuletzt haben auch Ama­zon und Zalan­do Ambi­tio­nen im Pre­mi­um-Bereich mit sei­nen wirt­schaft­lich inter­es­san­ten Waren­kör­ben. Har­te Kon­kur­renz also für die pro­fit­ori­en­tier­ten Düs­sel­dor­fer, die in der Ver­gan­gen­heit nicht immer Geduld bei ihren Aus­flü­gen ins Luxus­gen­re gezeigt haben. Man erin­ne­re nur an die vor über zehn Jah­ren sang- und klang­los beer­dig­ten Fashio­na­ti­on-Flä­chen.

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