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Eine unendliche Geschichte?

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Jür­gen Mül­ler

Man moch­te es nicht glau­ben, als die Nach­richt am ver­gan­ge­nen Frei­tag durch­si­cker­te: Richard Bak­er ist zurück. Ob der bei Kauf­hof bereits ein­mal geschei­ter­te US-Mil­li­ar­där dem Empor­kömm­ling Ben­ko zei­gen möch­te, dass er es bes­ser kann? Aus­zu­schlie­ßen ist eine sol­che nar­ziss­ti­sche Krän­kung nicht. Es wäre indes kein sehr belast­ba­res Motiv.

Die ent­schei­den­de Rol­le wird gespielt haben, dass Bak­ers Fir­ma NRDC und das Fami­ly Office von Ex-Coty-CEO Bernd Beetz Gale­ria, wie zu lesen war, prak­tisch ohne gro­ßen Kapi­tal­ein­satz beka­men, vor­läu­fig jeden­falls. Sicher haben die bei­den einen Plan, wie die­ser auch künf­tig mini­mal gehal­ten wer­den kann. Sie ken­nen den Laden ja und wis­sen um die Stell­schrau­ben im Retail.

Dass es den Über­neh­mern dar­um gehe, das Gale­ria-For­mat neu zu erfin­den, um die deut­sche Waren­haus­kul­tur zu bewah­ren, wie Bernd Beetz am Mitt­woch vor der Pres­se aus­führ­te, dürf­te dage­gen eher der Ver­such sein, den Deal in ein nobles Nar­ra­tiv ein­zu­bet­ten. Ein­fach nur Geld ver­die­nen zu wol­len, ist als Motiv gesell­schaft­lich wenig akzep­ta­bel, erst recht hier­zu­lan­de.

Mit Baker/Beetz nun also zurück in die Zukunft? Gale­ria-Insol­venz­ver­wal­ter Ste­fan Denk­haus war um sei­ne Optio­nen jeden­falls nicht zu benei­den. Neben Baker/Beetz waren am Ende nur noch Felix Fin­ger und Melina Brand­stet­ter im Ren­nen. Das Inves­to­ren­paar hat – unge­wöhn­lich genug – dem Mana­ger-Maga­zin sogar ein Inter­view zur Nie­der­la­ge gege­ben. Die Zusi­che­rung, 70 statt ledig­lich 60 der 92 Häu­ser wei­ter­be­trei­ben zu wol­len und zudem 40 Mil­lio­nen aus den Abwick­lungs­er­lö­sen an die Gläu­bi­ger zu über­wei­sen, soll den Aus­schlag für den Zuschlag gege­ben haben. Außer­dem, zitiert das Mana­ger-Maga­zin aus Ver­hand­lungs­krei­sen, wol­len Baker/Beetz in den kom­men­den Jah­ren 100 Mil­lio­nen in die ver­blei­ben­den Häu­ser inves­tie­ren. So weit so vage. Die Pres­se­kon­fe­renz am Mitt­woch brach­te kei­ne nähe­ren Erkennt­nis­se.

Auf eine nachhaltige Renaissance der Galeria-Warenhäuser sollte man besser nicht wetten. Und doch war der Verkauf die bessere Option.

Natür­lich schla­gen die Exper­ten nun die Hän­de über dem Kopf zusam­men. Der Spie­gel ließ die Kri­ti­ker aus­führ­lich zu Wort kom­men:  "Das scheint mir eher so eine Art Glücks­rit­ter­num­mer zu sein", so Jörg Fun­der. Mit­tel­fris­tig sei­en viel­leicht 20 Filia­len über­le­bens­fä­hig "Ich glau­be nicht, dass genü­gend Inves­ti­ti­ons­mit­tel und ein Kon­zept da sind, um das Geschäfts­mo­dell grund­le­gend umzu­bau­en", meint Cars­ten Kort­um. "Zwei, maxi­mal drei Jah­re, und dann war's das", sagt Ger­rit Hei­ne­mann.

Das mag sein. Auf eine nach­hal­ti­ge Renais­sance der Gale­ria-Waren­häu­ser soll­te man bes­ser nicht wet­ten. Und doch war der Ver­kauf die bes­se­re Opti­on. Eine Zer­schla­gung des Unter­neh­mens hät­te weit­aus nega­ti­ve­re Impli­ka­tio­nen für Mit­ar­bei­ter, Lie­fe­ran­ten, Ver­mie­ter und Kom­mu­nen mit sich gebracht. Bei der ohne­hin ange­spann­ten aktu­el­len Markt­la­ge hät­te das womög­lich vie­len Geschäfts­part­nern das Genick gebro­chen.

Die Fra­ge­zei­chen, was die neu­en Eigen­tü­mer angeht, sind sicher berech­tigt. Das darf indes nicht von der Ver­ant­wor­tung des bis­he­ri­gen Eigen­tü­mers ablen­ken. Unter Rene Ben­ko hat Gale­ria in vier Jah­ren drei­mal Insol­venz ange­mel­det und dabei u.a. 680 Mil­lio­nen Euro Staats­hil­fen ver­brannt. Von den Bei­trä­gen der Mit­ar­bei­ter und Geschäfts­part­ner gar nicht zu spre­chen. Für den öster­rei­chi­schen Inves­tor waren die Waren­häu­ser ledig­lich Cash-Gene­ra­to­ren, um sei­ne Inves­to­ren und Gläu­bi­ger zu bedie­nen. Dabei soll­ten Ein­zel­händ­ler doch als Ers­tes ihre Kun­den im Blick haben! Bes­ten­falls sorgt FMCG-Pro­fi Beetz für so eine Refo­kus­sie­rung.

Gale­ria hat fürs Ers­te Zeit gewon­nen, mal wie­der. Sei­ne Part­ner auch. Die soll­ten alle nut­zen. Die unend­li­che Geschich­te geht wei­ter.

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