
Was bringt 2026? Die Frage umtreibt alle, die dieser Tage die Planungen fürs kommende Jahr verabschieden müssen. Da gibt es Sicherheit, zu wissen, wie die anderen die Welt so sehen.
Der 'State of Fashion'-Report, den BoF in Zusammenarbeit mit McKinsey dieses Jahr zum zehnten Mal veröffentlicht, zeichnet ein differenziertes Bild. Die Zahl der Pessimisten ist gegenüber 2025 gewachsen, um acht Punkte auf 46 Prozent der befragten Topentscheider. Gleichzeitig sind aber auch die Optimisten mehr geworden: jeder Vierte glaubt, dass das Business 2026 wieder mit Rückenwind rechnen darf.
Die Branche musste in kurzer Zeit mit Disruptionen wie der Pandemie und Trumps Zollhammer umgehen, die damit schockartig eingeleitete Deglobalisierung und die sich nicht minder rasant aufbauende KI-Revolution sorgen für extremen Transformationsdruck. 2026ff geht es vor allem darum, Organisationen so fit zu machen, dass sie mit dem rapiden Veränderungstempo Schritt halten können.
Immerhin, konzedieren die Autoren der Studie, haben die Modemanager inzwischen akzeptiert, dass das Geschäft unberechenbar bleibt und permanente Veränderung das neue Normal ist.
Das gute alte 'Handel ist Wandel' eben.
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Dass es bei aller Tristesse im Markt auch Player gibt, die trotz Konsumkrise performen und Chancen sehen, zeigen etliche Nachrichten der letzten Wochen. So erleben wir hierzulande gerade einen neuen Internationalisierungsschub im stationären Einzelhandel. Bereits etablierte Formate wie Decathlon, Action und Uniqlo forcieren ihre Expansion. Selbst Primark eröffnet in Deutschland wieder neue Häuser. Mit Lefties, Victorias Secret und Lager 157 kommen neue Mitbewerber dazu. Aber auch deutsche Filialisten wie New Yorker lassen nichts anbrennen.
Einen Lauf haben Sportartikler wie On, New Balance und Amer dank seiner angesagten Marken Salomon und Arc'teryx. Adidas hat gerade den stärksten Quartalsumsatz aller Zeiten gemeldet. Im Modebereich melden z.B. die Bestseller-Gruppe und Marc 'O Polo anständige Ergebnisse. Zalando und Mytheresa müssen sich mit ihren Wachstumsraten ebenfalls nicht verstecken, auch wenn die Börse das nicht honoriert.
Man darf sicher sein, dass auch unter jenen, die ihre Ergebnisse nicht publizieren, der eine oder andere Gewinner ist. Hinter dem 3 Prozent-Minus, das die TW nach zehn Monaten für den stationären Fachhandel meldet, verbergen sich immerhin 27 Prozent Plusmacher.
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Und sonst?
…entpuppt sich Amazon als der größte deutsche Online-Modehändler, umsatzstärker noch als Zalando. Mit dem von den E‑Commerce-Analysten von ECDB geschätzten Bekleidungs-GMV von 4,9 Milliarden Euro wäre Amazon sogar der größte deutsche Modeanbieter überhaupt. Wer hätte das gedacht.
.…konnten Temu und die Konzernmutter Pinduoduo ihre Cashreserven per Ende 2024 auf 60 Milliarden Dollar steigern. Viel Spielgeld, um weitere Marktanteile zu erobern. Was Zollfreiheit so alles möglich macht.…
…verkauft Street One neuerdings über Tchibo.de. Früher hätte sowas einen Sturm der Entrüstung im Fachhandel ausgelöst. Heute fehlt dazu wohl die Energie. Möglicherweise ist den Modehändlern bislang aber auch einfach nur entgangen, dass dort längst auch Marken wie Angels, Seidensticker, Tom Tailor, Schiesser, Triumph u.a. mit einzelnen Linien vertreten sind.
…lässt die Nachricht von den Privatinsolvenzen der ehemaligen Closed-Inhaber aufhorchen. Sowas wird ja sonst in dieser Form nicht öffentlich. Dass Gordon Giers und Till Nadler im Management verbleiben, hat der Insolvenzverwalter nachvollziehbar begründet. Er reagierte damit auf eine laufende Recherche des Manager-Magazins. Ob sich das nach der gestrigen Veröffentlichung des "Hamburger Modekrimis" noch halten lässt?
…spekuliert das Manager-Magazin auch über Daniel Grieders neuen Angriffsplan für Hugo Boss, der am 3. Dezember verkündet werden soll. Angeblich sollen Akquisitionen der Aktie neuen Schub geben. Ein mögliches Target sei Victoria Beckham, auch Grieders Ex-Arbeitgeber PVH wäre ein denkbarer Deal, so Autor Martin Mehringer. Ob die sportbegeisterten Metzinger auch schon mal über Puma nachgedacht haben?