Und warum gibt es noch keine Nachfolge für die Puma-Spitze? Zeitz will das bekanntlich regeln, bis er Mitte 2011 in den Vorstand der Muttergesellschaft PPR einzieht. Trotzdem sieht das nach einer überstürzten Entscheidung aus, die so gar nicht zu dem eigentlich sehr strategisch denkenden und handelnden Manager passt. "Wenn ein Teenager 18 wird, lässt man ihn auch laufen", sagte Zeitz gestern in Herzogenaurach in Anspielung auf seine 18jährige Amtszeit. Kann man ein Unternehmen laufen lassen?
Trotzdem: Zeitz verabschiedet sich mit einer positiven Bilanz. Er hat Puma vor dem Aus gerettet, als er mit 29 Jahren den Vorstandsvorsitz übernahm. Er hat eine spektakuläre Wachstumsstory geschrieben: In den 18 Jahren hat sich der Puma-Umsatz auf 2,4 Mrd. Euro verzwölffacht und der Unternehmenswert mehr als verdreißigfacht. Dieses Wachstum war möglich, weil Zeitz aus dem fränkischen Sportartikler ein Modeunternehmen gemacht hat. Damit hat er die Marke Puma zugleich den Launen des Modemarkts ausgesetzt. So schnell ein Produkt in ist, kann es auch wieder out sein. Die Kollegen von Adidas haben dagegen stets sehr auf ihre Sportkompetenz und ihre Active-Positionierung geachtet. Was wahrscheinlich die nachhaltigere Strategie ist.
Zeitz reagierte auf Fragen zu diesem Thema sehr gereizt, als ich ihn 2007 zum Interview traf: "Das werde ich seit Beginn der Neupositionierung gefragt und sollte sich langsam erübrigt haben."Zeitz Abschiedsankündigung kam vergangene Woche überraschend. Und auch das Timing ist nicht ideal. Der bessere Zeitpunkt zum Wechsel nach Paris – zumindest in der öffentlichen Wahrnehmung – wäre wahrscheinlich 2007 gewesen, als PPR die Mehrheit an Puma übernahm. Als Puma noch zweistellige Umsatzrenditen eingefahren hat. Als die Eigenkapitalverzinsung noch regelmäßig 20, 30 oder gar 40 Prozent erreichte (2009 lag der ROE noch bei etwas mehr als 10%). Vor der Finanz- und Wirtschaftskrise, die den Herzogenaurachern die Bilanz verhagelte und sie zu einem radikalen Kostensenkungsaktionen und zahlreichen Ladenschließungen zwang. Vor den in diesen Tagen bekanntgewordenen Betrügereien in Griechenland.
Jetzt sind wir gespannt, wer Zeitz in Herzogenaurach beerben wird. Ob es seine Stellvertreterin Melody Harrris-Jensbach wird? Sie kommt von Esprit, hat also keinen Sport-Background. Auch Vertriebschef Stefano Caroti (vormals bei Nike) werden Chancen eingeräumt. Oder wird es ein Externer? Die Strategie für die kommenden fünf Jahre hat der scheidende Chef schon mal vorgezeichnet. Das bedeutet nicht gerade viel Spielraum für den oder die Nachfolger/in. Zumal Jochen Zeitz im PPR-Vorstand für Puma zuständig bleibt.