So ist Berlin vom reinen B2B- zum B2C-Event geworden, zur Arena einer breiten Öffentlichkeit, zur Bühne für Selbstdarstellung und Marketing. Allen voran für den Autokonzern, der der Mercedes Benz Fashion Week ihren Namen gibt. Aber auch für Schauspieler, Moderatorinnen, Politiker und sonstige Prominenz, die in der ersten Reihe um die Aufmerksamkeit der Kameras buhlt. Auch die zahlreichen Events von Hugo Boss bis Vogue zielen nicht nur aufs Fachpublikum. In diesem Sinne ist Berlin für die kommenden fünf Tage tatsächlich so etwas wie die deutsche Modehauptstadt.
Was – neben dem Marketing-Aspekt – bewegt die Profis, nach Berlin zu reisen? Die Berliner Designer, die so etwas wie der Humus der Veranstaltung sind, haben auf dem Bebelplatz zwar eine Bühne. Kommerziell spielen sie dennoch keine besondere Rolle. Überhaupt war der Schauenplan schon einmal stärker besetzt. Für Einkäufer ist das meiste nach wie vor nicht sonderlich relevant. Für sie gibt es Showrooms und Messen.
Die triumphale Rückkehr der Bread & Butter im vergangenen Sommer entfachte eine enorme Sogwirkung. Mit der Entscheidung bewies Bread & Butter-Macher Karl-Heinz Müller Sinn für Timing. Verdeckte die Entscheidung doch, dass Barcelona zuletzt geschwächelt hat. Davor dürfte Berlin eine Weile gefeit sein. Die Hauptstadt bietet bedeutend mehr Abwechslung und immer wieder Neues. Die Branche sucht diese permanente Aufregung. In einer Zeit, wo Systemgeschäft und Vertikalisierung den Markt verändern, gilt dies vielleicht umso mehr.
Der teure Wettstreit der immer gigantischeren Messeauftritte in Tempelhof wird die Kaufleute eines Tages dennoch die Kosten/Nutzen-Frage stellen lassen. Zumal unter großen Marken (und manchmal auch unter jenen, die sich dafür halten) nicht selten die Meinung vorherrscht, sie könnten Brand Building an der Profi-Community vorbei betreiben. Auch wenn dies sicher wenig umsichtig und kurzfristig gedacht ist – das hat Florenz erlebt, das musste die Ispo hinnehmen, das war der Anfang vom Ende in Köln. In der Hauptstadt ist das zurzeit kein Thema. Wenn die Messe-Macher weiterhin für Spannung sorgen, wird es so schnell auch keins. Berlin hilft ihnen dabei.
Und hier noch ein paar Events, wo man gewesen sein muss:
Dienstag stellt John Malkovich seine neue Kollektion bei The Corner vor. Noch fröhlicher wird es beim Sportfreunde Stiller-Konzert beim Bread & Butter Opening zugehen. Läuft leider parallel.
Mittwoch: Das Halbfinale Deutschland-Spanien erlebt man am besten auf der Bread & Butter. Das eigens aufgebaute Stadium fasst 5000 Leute. Um 19 Uhr heizt Live-Act Patrice ein. Vorher noch kurz bei der G‑Star-Party vorbeischauen (18 Uhr). Später zur Vogue Fashion Night im Borchardt. Vorher umziehen!
Donnerstag: Wahrscheinlich wieder einer der Höhepunkte in Berlin: Die Show von Hugo Boss im Park Gleisdreieck. Viel Branche. Viel Prominenz. Glänzende Unterhaltung.
Freitag: Die Michalsky Style Nite im Tempodrom. Alle werden da sein.