Seit einem guten halben Jahr ist Andrew Jennings nun Chef von Karstadt, jetzt tritt er erstmals mit Interviews an die Öffentlichkeit. Am vergangenen Freitag gab er der FAZ ein Interview, das gestern veröffentlicht wurde. Gestern Mittag waren mein Kollege Martin Ott und ich in Essen, unser Gespräch wird in der kommenden Woche in der TW publiziert. Im Juli stehen noch eine ganze Reihe weiterer Interviewtermine an.
Dass Jennings sich bis jetzt öffentlich zurückgehalten hat, ist grundsätzlich seriös. Er musste sich erstmal in die komplizierten Essener Verhältnisse einarbeiten und eine Strategie entwickeln. Ins Detail ging er freilich weder gegenüber der FAZ noch bei uns. Karstadt wird unter Jennings generell eine eher reservierte Informationspolitik pflegen. Über Zahlen will er gar nicht mehr sprechen. Jahresergebnisse werden nur noch pflichtgemäß im Bundesanzeiger veröffentlicht.
Die Zurückhaltung ist einerseits verständlich. Es wurde in den vergangenen Jahren auch viel Mist über Karstadt geschrieben. Insbesondere in der Middelhoff-"Ära" wurde über gezielte Indiskretionen auch Politik gemacht. Da will man in Essen nun stärker den Daumen drauf haben.
Andererseits ist Karstadt ein Unternehmen von hohem öffentlichen Interesse. Jeder in Deutschland kennt Karstadt, jeder dürfte dort schon einmal eingekauft haben, jeder kennt jemanden, der dort arbeitet. Weil das so ist, werden Journalisten bei Karstadt immer hinschauen und schreiben. Zur Not auch ohne Zutun der Essener. In der Öffentlichkeitsarbeit ist Schweigen nur Silber und Reden Gold.