Da hat Rene Benko Richard Baker eine fette Wurst vor die Nase gehängt: Drei Milliarden für Galeria Kaufhof – angesichts der Finanzprobleme von HBC in USA ist das ein verlockendes Angebot und nicht zuletzt ein paar Hundert Millionen mehr, als die Kanadier vor zwei Jahren für das Kölner Warenhausunternehmen hingeblättert haben. Baker zeigt Benko erstmal die kalte Schulter und lässt Kaufhof lediglich bestätigen, ein "unvollständiges, unspezifisches und nicht erbetenes Angebot" erhalten zu haben. Demonstrativ erfolgte gestern dann auch die Bestellung von Roland Neuwald zum neuen Kaufhof-Chef. HBC wird Benkos Offerte trotzdem prüfen müssen. Die Aktionäre werden Druck machen. Möglicherweise wird der Österreicher nochmal nachlegen. Der Poker hat jedenfalls begonnen.
Am Ende könnte tatsächlich die Deutsche Warenhaus AG Realität werden. Jenes sagenumwobene Szenario, das seit vielen Jahren durch Vorstandspräsentationen und Medienberichte geistert. Rene Benko käme im dritten Anlauf zum Ziel, nachdem er sich vor sechs Jahren schon einmal einen Bieterwettbewerb mit Karstadt-Eigner Nicolas Berggruen geliefert hatte und vor zwei Jahren dann gegen Richard Bakers HBC unterlegen war. Man tritt Benko vermutlich nicht zu nahe, wenn man ihm primär ein Interesse an den Immobilien unterstellt. In Wahrheit geht es um die Deutsche Handelsimmobilien AG. Natürlich sind die Liegenschaften ohne solventen Mieter nicht so viel wert. Aber der Mieter muss nicht auf ewig Karstadt oder Kaufhof heißen.
Und der Mieter muss auch nicht Rene Benko gehören. Die Selbstdarstellung der Signa Retail Gruppe liest sich jetzt schon wie ein Verkaufsprospekt. Da werden Kaufhäuser zu Plattformen und der Zukauf von etlichen Webshops zur Omnichannel-Strategie erklärt. Lässt man die Managerprosa mal beiseite, gäbe ein deutscher Warenhausmonopolist im Signa-Portfolio aber natürlich eine andere Story ab als allein der Genesungspatient Karstadt. Mit dem frischem Kapital eines Investors oder von der Börse ließe sich der notwendige Umbau leichter schultern. Es entstünde ein Player, der das Multilabel-Business an etlichen Standorten in Deutschland dominiert. So wie Corte Ingles in Spanien. Das versteht auch Otto-Normal-Anleger.
Ob eine Fusion die Warenhäuser operativ weiterbrächte, ist eine ganz andere Frage. Erstmal wäre ein Schließungskonzert zu befürchten. Das Kartellamt würde die Übernahme des einen durch den anderen Warenhausbetreiber wahrscheinlich nur unter Auflagen genehmigen. Das war seinerzeit bei Hertie und Horten nicht anders. Eine Schrumpfkur wäre teuer und für alle Beteiligten – Mitarbeiter, Lieferanten und Kommunen – schmerzhaft. Zwei Zentralen bräuchte es dann auch nicht mehr. Und ob man die neue Größe in Stärke verwandeln wird können, ist nicht ausgemacht. Was in Powerpoint-Präsentationen gerne an Synergien ausgemalt wird, bringt in der Umsetzung oft unkalkulierbare Verwerfungen mit sich. Zumal Grüne und Blaue sich nicht nur in den Firmenfarben unterscheiden. Das neue Unternehmen wäre auf unabsehbare Zeit mit sich selbst beschäftigt. Statt mit den Kunden. Aber gerade darauf kommt es an.
Die prekäre Wettbewerbsposition der Warenhäuser und die Zweifel am Geschäftsmodell bleiben so oder so bestehen. Diese Zweifel sind angesichts des Siegeszuges von Amazon & Co. in den letzten Jahren eindeutig größer geworden. Trotzdem sollte man die Betriebsform nicht abschreiben. Gut gemachte Department Stores haben auch künftig eine Daseinsberechtigung. Das machen etliche Platzhirsche vor, die sich mit zusätzlichen Categories und gastronomischen Angeboten zu Shopping Destinations mausern. Oder auch ein Filialist wie Breuninger, der mit seinem Omnichannel-Format da steht, wo die meisten anderen Multilabel-Händler gerne hin wollen. Dieser Erfolg wird täglich hart erarbeitet. Das muss man wollen. Und können.
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