Die Redakteurinnen der britischen Vogue scheinen über einen besonderen Geschäftssinn zu verfügen. Natalie Massenet (45) gründete vor elf Jahren den Online-Versender Net à Porter. Im vergangenen Jahr übernahm die Schweizer Luxuskonzern Richemont alle Anteile. Net à Porter war zu diesem Zeitpunkt 350 Mill. Pfund wert.
Und dann ist da noch Tamara Mellon (Foto). Wie Massenet war sie am Anfang ihrer Karriere mal bei der Vogue. 1996 gründete die heute 43jährige gemeinsam mit dem aus Malaysia stammenden Schuhmacher Jimmy Choo die gleichnamige Luxusschuhmarke. 2001 stieg dieser aus und verkaufte seinen Anteil für angeblich 10 Mill. Pfund an einen Finanzinvestor, der das Unternehmen 2007 weiterreichte. Damals verkaufte auch Mellon Anteile, 83% lagen danach bei der Private-Equity-Gesellschaft Tower-Brook Capital. Nach Presseberichten wurde Jimmy Choo zu diesem Zeitpunkt mit 185 Mill. Pfund (212 Mill. Euro) bewertet. Jetzt hat Tower-Brook Kasse gemacht und Jimmy Choo an die Labelux Holding verkauft. Für umgerechnet 573 Mill. Euro. Tamara Mellon behält Anteile und bleibt Kreativchefin. Sie wird sich also auch künftig nicht langweilen müssen.
Labelux ist eine Beteiligungsgesellschaft der milliardenschweren deutschen Unternehmerfamilie Reimann (Reckett-Benckiser). Die hat ihr Geld u.a. mit Putzmitteln (z.B. Calgon, Sagrotan) und Parfum (Coty) gemacht. Nicht ganz zu Unrecht vermuten Reimanns im Luxusmarkengeschäft gute Profit-Chancen. Zum Portfolio der 2007 gegründeten Labelux Holding gehören bereits der Schweizer Lederwarenkonzern Bally, die Londoner Edelschmuck-Designerin Solange-Azagury-Partridge, der italienische Lederwarenhersteller Zagliani sowie die US-Designermarke Derek Lam.