Als hätte Escada sonst keine Probleme, muss sich Bruno Sälzer nun wieder mit den Pelzgegnern herumschlagen. Vor ein paar Monaten hatte der Münchner Luxusmode-Anbieter angekündigt, keine Pelze mehr einsetzen zu wollen. Im Sommer konnte man auch leicht darauf verzichten. Jetzt werfen die Tierrechtsaktivisten Escada vor, sich nicht an das Versprechen zu halten. Die Pelzgegner rufen zu einem Aktionswochenende vom 15. bis zum 17. Oktober auf. Mit ähnlichen Kampagnen hat die "Offensive gegen die Pelzindustrie" bereits P&C und C&A zum Verzicht genötigt.
Anders als für Bonita oder Gerry Weber gehört Pelz für eine Luxusmarke wie Escada zur Grundausstattung. Und Pelz ist halt auch modisch definitiv dran. Darauf werden weder das Escada-Design noch die Finanzbuchhaltung so leicht verzichten wollen. Zumal der Schwerpunkt der Kampagne in Deutschland liegt, wo die Münchner nur einen Bruchteil ihres Geschäfts abwickelt. In Osteuropa, wo mit großer Selbstverständlichkeit Pelz getragen wird, wird man die ganze Aufregung nicht verstehen.
Man kann zum Thema Pelze stehen wie man will. Moralisch kann man dagegen sein, und es ist auch erlaubt, dagegen zu protestieren. Die Aktionen der Pelzgegner überschreiten aber ganz zweifellos vielfach die Grenze der Nötigung. Und es gibt zugleich auch nicht wenige Menschen, die Pelz kaufen möchten. Letztlich wird wirtschaftliches Kalkül ausschlaggebend sein: Schadet der Pelzverkauf dem Image mehr als er in die Kasse bringt? Ignorieren wird Escada die Aktionen der Pelzgegner jedenfalls kaum können. Hart bleiben oder nachgeben? Eine haarige Entscheidung für Bruno Sälzer.