Die wird er kaum bekommen. Aber es schadet ja nichts, mal eine Zahl aufzurufen. Für eine Schlagzeile sind neun Nullen immer gut, auch wenn die Nachricht überhaupt nicht neu ist. Die Summe steht seit Jahren im Raum. Ende der 90er war auch schon mal ein Börsengang im Gespräch. Jetzt scheint es dem 88jährigen Ernst zu sein. Es sind, nachdem sich die Investoren von der Finanzkrise erholt haben, wieder gute Zeiten für große Deals.
Der Ahlers AG als einem der wichtigsten Lizenznehmer im Modebereich wird seit langem Interesse an den Markenrechten nachgesagt. Aber die Westfalen gelten als sehr kostenbewußt und werden kein Geld für Luftbuchungen ausgeben. Den wahren Wert von "Pierre Cardin" zu ermitteln, dürfte ohnehin schwierig werden. Der Designer weiß selbst nicht genau, wieviel Geschäft unter seinem Namen gemacht wird. 400 Lizenznehmer soll es weltweit geben, und selbst das ist Außenstehenden nicht ganz klar. "Pierre Cardin trifft selten auf ein Produkt, das ihm nicht gut genug gefällt, um ihm seinen Namen zu geben", hat sein Lizenzdirektor einmal gesagt. Was fürs Konto gut ist, ist für die Marke schlecht: Jeder Übernehmer, der an einer nachhaltigen Entwicklung interessiert ist, müsste den Lizenzen-Dickicht erst mal roden. Die Kosten für Juristen und Auflösungsverträge müssen einkalkuliert werden.
Ein hoher Verkaufspreis dürfte für den 88jährigen vor allem eine Frage des Prestiges sein. "Ich habe genug Geld zum Leben und zum Sterben. Ich muss nichts tun, ich muss nichts mehr beweisen", hat er vor drei Jahren im TW-Gespräch gesagt. Pierre Cardin ist neben seinem Lizenzimperium, zu dem auch die Marke "Maxim's" mit 200 Lizenzen gehört, Besitzer eines Theaters und eines Museums. Er residiert an der Rue du Faubourg Saint Honoré direkt neben dem Elysée-Palast. Und ihm gehört das Schloss, in dem einst der Marquis de Sade seinen Spaß hatte. Das Anwesen liegt in der Provence, in einem kleinen Dorf, das – ausgerechnet – Lacoste heißt.