Es ist nicht so, dass wir sonst keine Probleme hätten. Aber das neue Zara-Logo hat die Gemüter dieser Tage dann doch überraschend stark bewegt. So schlecht kann das Redesign jedenfalls nicht sein, wenn den Kreativen so viel dazu einfällt.
Da ist in Horizont einerseits vernichtende Kritik von Typografie-Profis zu lesen: „Ungelenk wie ein Anfänger-Tanzkurs, (…) Z, A und R stehen sich mehr oder weniger plump auf den Füßen herum". „Zusammengeschoben wie nach einem Auffahrunfall.“ Das Logo tue weh, weil es sich nicht unterordne. „Es ist schlampig.“ „Sieht scheisse aus.“ „Die reine Buchstabenschändung.“ Nur eine meint, Poesie in dem Logo zu erkennen. „Und ist es nicht auch das, was Mode tun soll – verzaubern?“
Fashion United spekuliert, was uns die Spanier mit der Logo-Änderung sagen möchten. „Ein Zeichen, dass Zara den Gürtel enger schnallen wird? Intern enger zusammenrückt? Mehr Kundennähe sucht?“ Genau so fühle es sich an, bei Zara zu shoppen, schreibt ein Twitter-User: „Zusammengepfercht, unter Druck und mit dem klaren Gefühl, nicht gut angezogen zu sein.“
„Die schlechteste Schrift, die ich seit Jahren gesehen habe“, fasst Star-Typograf Erik Spiekermann auf Twitter zusammen. „War das einer von diesen Robotern, die Menschen ersetzen werden?"
Auf der anderen Seite wird die kontroverse Wirkung des Redesigns gelobt. „Ob das Logo gestalterisch nun richtig ist, ist nicht wichtig. Wichtig sei, dass es überrascht.“ Es gehe nur um Lärm, Klicks und Follower. „Wir fallen alle darauf rein, denn nichts anderes will die Marke ja: Wir sollen darüber reden!" Das neue Zara-Logo habe jedenfalls eines erreicht, so ein Werber gegenüber Horizont: Es unterstütze die Zurschaustellung der Diven (gemeint sind die Kreativ-Profis). „Ihr Claim to Fame ist es zu trollen.“ Hä?
Dass Zara eitle Typographen und Kreative als Kernzielgruppe hat, darf getrost bezweifelt werden. Auch die öffentliche Kontroverse wird lediglich ein Mitnahmeeffekt dieser erst zweiten Logo-Änderung seit 1974 sein. Auffällig ist, dass die Spanier den Schriftzug gegen den Trend erneuern: Brands wie Saint Laurent, Burberry und Berluti sind den entgegengesetzten Weg gegangen und haben ihre Serifen über Bord geworfen. Jetzt sehen sie aus wie Zara vorher. Wer kopiert hier also wen? Vielleicht ist das neue Logo ein erster Schritt, sich als Marke zu emanzipieren, fragt die Vogue. Das ist gar nicht notwendig. Die Aufregung zeigt ja, welche Bedeutung die Marke längst hat.
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Und sonst?
…glänzt Amazon in seinem gerade veröffentlichten Geschäftsbericht erneut mit unfassbaren Ergebnissen: Den Umsatz um 55 Milliarden (!) auf 233 Milliarden Dollar gesteigert. Den Jahresgewinn von 3 auf 10 Milliarden mehr als verdreifacht. Das Deutschland-Geschäft erlöst inzwischen 17,4 Milliarden Euro, ein Plus von gut 17%. 10 Milliarden macht Amazon mittlerweile allein mit Werbung. Und das meiste Geld verdient man mit der schnöden Vermietung von Cloud-Space: über 7 der gut 10 Milliarden Dollar Nettogewinn. Bei diesem hübschen Nebenverdienst kann Jeff Bezos sich das vergleichsweise ertragsschwache Handelsgeschäft gut leisten.
…steht Lesara nach dem Absprung eines Investors vor dem Aus. Auch online wachsen die Bäume nicht unbedingt in den Himmel.
…muss Gerry Weber nun offenbar doch die Tochter Hallhuber verkaufen. Wie die TW schreibt gegen den Willen der Familie Weber. Dabei gilt der Filialist als potenziell zukunftsträchtiger Geschäftszweig. Die Tragödie in Halle ist noch lange nicht zu Ende.
…wissen wir jetzt endlich, wie es bei Wolfgang Joop zuhause aussieht. Mit seiner Aldi-Kooperation, heißt es in der Pressemitteilung, wolle er möglichst viele Menschen dazu einladen, „an meinem Lifestyle teilzunehmen“.
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