Weihnachten ist ein Riesen-Geschäft. Und die Zeit der großen Gefühle. Da fügt es sich, dass Max Zuckerberg dieser Tage das Licht der Welt erblickt hat und ihren jungen Eltern die Gelegenheit zu einer ganz großen Geste gibt. Chan und Mark Zuckerberg kündigten an, dass sie fast ihr ganzes Vermögen spenden werden, das sind aktuell immerhin rund 45 Milliarden Dollar. Hut ab! Dass der Facebook-Gründer und seine Frau das Manifest ihrer Stiftung in einen ellenlangen Brief an ihre Tochter kleiden, ist total hollywoodesk. Hoffentlich lesen sie den Text dem armen Ding nicht tatsächlich vor. Obwohl es als Gute-Nacht-Geschichte sicher funktioniert. Immerhin 1,4 Millionen Freunde von Mark haben vor dem Einschlafen noch den Like-Button drücken können.
Große Gefühle bedient zurzeit auch der Einzelhandel. Mach' mir einen John Lewis-Film, haben die Marketingchefs ihren Agenturen wahrscheinlich zugerufen. Und die haben geliefert. Jetzt schickt Penny einen Nussknacker auf Reisen. Bei Otto erfüllt ein in bester Disney-Manier animierter Postbote einem Mann seinen Kindheitswunsch. Und dann ist da natürlich "Heimkommen" – der Edeka-Spot von dem traurigen Opa, der seinen Tod vortäuscht, damit die Familie ihn zu Weihnachten besuchen kommt. Das ist natürlich eine absolut großartige Story, brillant in Szene gesetzt, die allein in den vergangenen fünf Tagen auf YouTube rund 30 Millionen Mal gesehen wurde. Und die kalkuliert heftigen Reaktionen ausgelöst hat. Besser hätte es für Agentur und Auftraggeber nicht laufen können. Da erscheint die Frage fast kleinlich, ob deswegen einer seine Weihnachtsgans bei Edeka kauft oder nicht doch wie letztes Jahr beim Discounter um die Ecke.
Schaut man auf die in der TW veröffentlichte Umsatzentwicklung, sieht es zurzeit nicht nach einem Rekord-Weihnachtsgeschäft aus. Selbst der HDE, sonst immer für konsumentenmotivierende Pressemitteilungen zu haben, spricht von einem eher verhaltenen Start in die Adventszeit. Immerhin rechnete der Verband zuletzt noch mit einem Umsatzplus von 2 Prozent für November und Dezember.
Was auf jeden Fall schon mal funktioniert hat, waren Black Friday und – als Antwort der Online Retailer auf die traditionelle Thanksgiving-Rabattattacke des US-Einzelhandels – Cyber Monday. Amazon hat gleich eine ganze Cyber Monday-Woche mit Schnäppchen-Angeboten ausgerufen; allein am vergangenen Montag hat der Online-Riese in Deutschland Medienberichten zufolge mehr als 4,4 Millionen Produkte verkauft. Die Deutschen mögen über rührseliges Storytelling sentimental ansprechbar sein, zum Kaufen bringt man sie immer noch am besten mit dem Rotstift. Da ist jeder Anlass recht, auch wenn es sich um einen importierten Brauch handelt.
Wollen wir nur hoffen, dass Alibaba demnächst nicht auch noch den Singles Day in Deutschland veranstaltet. Dieser chinesische Einkaufs-Feiertag brachte dem Online Retailer in diesem Jahr einen Rekord-Umsatz von 14,3 Milliarden Dollar – an einem einzigen Tag! Gottseidank ist der 11.11. hierzulande schon für andere Feierlichkeiten vergeben.