Barrel oder Ballon, gemeint ist dasselbe. Die O‑Silhouette ist bei Trendsetterinnen und Influencerinnen die Hosenform Nummer eins in diesem Herbst und wird schon jetzt bei Zara, Cos und H&M in allen Variationen angeboten. Barrel, auf deutsch Fass, oder auch Ballon genannt – klingt auf den ersten Blick nicht wirklich überzeugend, denn wer hat Lust, mit einer Jeans, die wie ein Fass geschnitten ist, herumzulaufen? Oder wie ein aufgeblasener Ballon auszusehen?
Doch Hand aufs Herz: Wer hätte gedacht, dass die Midi-Länge mal zu den meistverkauften Rock- und Kleiderlängen zählt, dicke Pufferjackets zur Grundausstattung jeder Mutti gehören und weiße Schuhe im Winter keine ordinären Tussi-Treter, sondern ein Stilbekenntnis sind?!
Es ist schon lange so, dass die Kundinnen mutiger und selbstbewusster einkaufen, und oft gerade die Trends gut angekommen, die anders und als noch nicht gehabt empfunden werden. Als es mit der weiten Hose losging, gab es viele Skeptiker in der Modebranche: Nichts für kleine Frauen, nichts für den Alltag. Spätestens in diesem Sommer wurden sie eines Besseren belehrt. So gut wie jede Frau, die modisch etwas auf sich hält, trug und trägt weite Hosen. Die Kleineren unter ihnen haben die Culotte zu ihrer Wide Leg gemacht.
Dieser Trend wird unter kommerziellen Aspekten noch eine ganze Weile für gute Umsätze sorgen. Das ist auch gut so, denn die Hose ist seit einiger Zeit der Dreh- und Angelpunkt jedes Looks. Doch an der Spitze dieser Bewegung muss die weite Hosensilhouette den nächsten Step erreichen. Wer fünf oder sechs Hosen oder Jeans in verschiedenen Weiten hat, sucht eine neue Interpretation und Inspiration.
Genau da kommt die Barrel-Form ins Spiel. Für Denim genauso wie für fließende Qualitäten. Der Schnitt ist eine Mischung aus Boyfriend- und Mom-Jeans, der Unterschied besteht darin, dass die Hosenbeine einen leichten Ballon- oder O‑Shape haben. Das heißt, sie sind an den Oberschenkeln weiter geschnitten und laufen zu den Knöcheln hin wieder etwas schmaler zu.
Was zunächst nicht vorteilhaft klingt, ist es umso mehr, wenn die Umsetzung gelungen ist. Hier sind die Kreativen gefordert: also nicht zu ausladende O‑Beine, nicht zu lang. Verkürzte Formen sind unter kommerziellen Aspekten einfacher. Und: Zwingend erforderlich zu dieser Hosenform ist ein schmales Oberteil. Selbst Frauen mit kräftigen Oberschenkeln oder etwas mehr Po passen in diese Hose rein. Richtig in Szene gesetzt hat diese Hosensilhouette auf jeden Fall das Potenzial, eine neue Weitsicht zu bieten.
Sabine Spieler beschäftigt sich seit mehr als 20 Jahren mit Mode, Trends und Sortimenten aus der Sicht aller, die Mode nicht nur als Entertainment, sondern in erster Linie als Business sehen. Dass Trends nur dann eine Chance haben, wenn sie kommerziell funktionieren, hat sie als langjährige Redakteurin der TextilWirtschaft gelernt. Heute arbeitet sie als Mode Consultant für Unternehmen und ist freie Autorin u.a. für die FAZ. www.sabine-spieler.com