Passiert large

#stophypocrisyforprofit

PhotoMon­tag 6. Juli. Applaus im Ein­zel­han­del für den Vor­stoß aus Meck­len­burg-Vor­pom­mern zur Anschaf­fung der Mas­ken­pflicht. Die Din­ger ner­ven und dürf­ten ein wesent­li­cher Umsatz­kil­ler sein. Ein zwei­ter Lock­down wäre aller­dings schlim­mer.

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Diens­tag, 7. Juli. Die Ras­sis­mus-Debat­te bei Adi­das ist mit der Demis­si­on von Karen Par­kin nicht ver­stummt, son­dern der Abgang der Per­so­nal­che­fin hat die Medi­en erst recht auf den Plan geru­fen. So ver­öf­fent­licht der Spie­gel heu­te einen gro­ßen Bei­trag dazu (Pay­wall). Par­kin hat in einem inter­nen Mee­ting Ras­sis­mus-Vor­wür­fe als „Noi­se“ abge­tan und damit signa­li­siert, das The­ma nicht ernst zu neh­men. Außen­bild und Innen­wahr­neh­mung klaff­ten bei Adi­das aus­ein­an­der, monier­te kürz­lich schon die New York Times. Wäh­rend sich der glo­bal play­er nach außen mul­ti­kul­tu­rell gebe und mit schwar­zen Sport­stars wer­be, beschwer­ten sich schwar­ze Mit­ar­bei­ter über Dis­kri­mi­nie­rung und Benach­tei­li­gung. Der Spie­gel zitiert etli­che inter­ne Quel­len, die die­sen struk­tu­rel­len Ras­sis­mus bele­gen sol­len – bis hin zu der absur­den Epi­so­de um das Son­der­mo­dell, das Adi­das zur Fei­er des “Black Histo­ry Month” in den USA im ver­gan­ge­nen Jahr auf­ge­legt hat: Die Snea­k­er waren kom­plett in Weiß gehal­ten, und das zu einem schwar­zen Gedenk­mo­nat! Ande­rer­seits: Hät­te Adi­das schwar­ze Schu­he ent­wi­ckelt, hät­ten die­sel­ben Leu­te das womög­lich als ste­reo­ty­pe Anbie­de­rung kri­ti­siert. Viel­leicht war die gan­ze Initia­ti­ve ein­fach eine schlech­te Idee…

Zei­ten wie die­se laden Unter­neh­men zur poli­ti­schen Posi­tio­nie­rung ein. Und sich für Men­schen­rech­te aus­zu­spre­chen, wird immer mehr­heits­fä­hig und nie falsch sein. Kam­pa­gnen gehen frei­lich nach hin­ten los, wenn offen­sicht­lich ist, dass es sich ledig­lich um eben­sol­che han­delt und kein wirk­li­ches Enga­ge­ment dahin­ter steht. Das ist auch das ungu­te Gefühl, das sich in vie­len Fäl­len bei #sto­pha­te­for­pro­fit ein­stellt; sich an dem  Wer­be­boy­kott zu betei­li­gen, hat einen grö­ße­ren Wer­be­ef­fekt als einen Monat Face­book zu bezah­len. Wie wäre es mit einer Kam­pa­gne gegen Schein­hei­lig­keit –  #sto­p­hip­ocri­sy­for­pro­fit?

Gefähr­lich wird es, wenn Unter­neh­men gegen die kom­mu­ni­zier­ten Wer­te ver­sto­ßen. Des­halb sei Adi­das nun in den “Wie­der­gut­ma­chungs­mo­dus” gewech­selt, wie der Spie­gel schreibt, und hat diver­se Pro­gram­me zur Stär­kung schwar­zer Gemein­schaf­ten auf­ge­legt. Dass es bei Adi­das die eige­nen Mit­ar­bei­ter sind, die ver­meint­li­che oder tat­säch­li­che Miss­stän­de anpran­gern, spricht übri­gens für deren Ver­bun­den­heit mit dem Unter­neh­men. Sie könn­ten den Kon­zern ja auch ein­fach ver­las­sen.

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Mitt­woch, 8. Juli. Groß­bri­tan­ni­en hat sei­nen Tön­nies-Skan­dal: Boo­hoo. Der Online-Retail­er ist in den ver­gan­ge­nen Jah­ren extrem schnell gewach­sen, auf über 1 Mil­li­ar­de Pfund. Mit Fast Fashion aus hei­mi­scher Pro­duk­ti­on. Inter­es­san­ter­wei­se hat sich bis­lang kei­ner gefragt, wie die nied­ri­gen Prei­se zustan­de kom­men. Jetzt berich­ten Medi­en von Dum­ping­löh­nen in den mit­tel­eng­li­schen Näh­fa­bri­ken. Was Zalan­do, Ama­zon & Co ver­an­lasst, Boo­hoo aus­zu­lis­ten.

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Don­ners­tag, 9. Juli. Minus 35% mel­det die TW fürs ers­te Halb­jahr 2020. Ein Wert für die Geschichts­bü­cher.

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Frei­tag, 10. Juli. Wer hät­te das gedacht: Zu den Gewin­nern der Coro­na-Kri­se gehö­ren die Schön­heits­chir­ur­gen! Wegen der Mas­ken­pflicht. Das berich­tet heu­te Früh die SZ. Zum einen las­sen sich die Blut­ergüs­se und Schwel­lun­gen nach Mund- oder Nasen-Kor­rek­tu­ren gut ver­ste­cken. Ande­rer­seits rücken die Augen in den Vor­der­grund und damit die Fal­ten, die der eine oder die ande­re drum­her­um hat. Eine Rol­le spie­le auch die Mehr­wert­steu­er­sen­kung – bil­li­ger wird Schön­heit nicht mehr zu haben sein.

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