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C&A, H&M, Amazon, Kaufhof: Der brutale Wandel im Handel

ImgSams­tag: Die Süd­deut­sche hat Repor­ter Micha­el Kläs­gen nach Mett­in­gen geschickt. Hin­ter­grund sind die Mel­dun­gen von einem angeb­lich geplan­ten und vom Unter­neh­men sen­sa­tio­nel­ler­wei­se nicht als Unsinn demen­tier­ten Ein­stieg chi­ne­si­scher Inves­to­ren bei C&A. 175 Jah­re nach der Grün­dung durch Cle­mens & August wäre das eine bis­lang unvor­stell­ba­re Zäsur. Im Nach­hin­ein lässt dies die Beru­fung des fami­li­en­frem­den CEOs Alain Gapar­ros und die Manage­ment-Ent­las­sungs­wel­le im ver­gan­ge­nen Jahr in einem ande­ren Licht erschei­nen.

“Chic & Attrak­tiv” war C&A in den 60er und 70er Jah­ren, als es der ver­ti­ka­le Pio­nier auf zwei­stel­li­ge Markt­an­tei­le brach­te. “Cheap & Awful” ätz­te man dann in den 90ern, nach­dem die flot­te­re Kon­kur­renz aus Schwe­den und von anders­wo die C&A‑Häuser alt aus­se­hen ließ. “Chi­na & Asi­en” flachst man jetzt in der Hei­mat­stadt der Brenn­inkmei­jers, berich­tet SZ-Repor­ter Kläs­gen. Ob sich in der Beleg­schaft dem­nächst womög­lich “Cri­sis & Anger” breit­ma­chen?

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Sonn­tag: Alex­an­der Graf befasst sich in Kas­sen­zo­ne aus­gie­big mit der Ama­zon-Bilanz. Die ist ein wei­te­rer Beleg dafür, wie radi­kal und rapi­de sich die Welt des Ein­zel­han­dels zur­zeit ver­än­dert. Nur weni­ge Eck­da­ten: Ama­zon hat im letz­ten Quar­tal fast 700 Mil­lio­nen Dol­lar Umsatz gemacht – pro Tag. Der Umsatz ins­ge­samt stieg 2017 um über 40 Mil­li­ar­den Dol­lar auf 178 Mil­li­ar­den Dol­lar, das sind 31 Pro­zent mehr als im Vor­jahr. Nach Grafs Ansicht der Maß­stab für die Han­dels­mo­del­le, die direkt oder indi­rekt mit Ama­zon kon­kur­rie­ren. Also prak­tisch alle. “Wer unter die­sem Wert liegt, ver­liert Markt­an­tei­le und kann lang­fris­tig nicht bestehen.”

Soll uns da beru­hi­gen, dass Ama­zon in Deutsch­land ledig­lich um 20 Pro­zent gewach­sen ist? Offi­zi­ell sind es jetzt 15 Mil­lar­den Euro. Inklu­si­ve Markt­platz­um­satz dürf­ten Ama­zon und die Third Par­ty Sel­ler Graf zufol­ge Ware für ins­ge­samt 20 bis 23 Mil­li­ar­den über die Platt­form ver­kau­fen.

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Mon­tag: H&M mel­det in Deutsch­land ein Umsatz­mi­nus von 9 Pro­zent fürs vier­te Quar­tal und von 3 Pro­zent fürs Gesamt­jahr. Für das erfolgs­ver­wöhn­te Unter­neh­men ist das ein Ein­schnitt und für die Medi­en ein wei­te­rer Grund, das H&M‑Bashing fort­zu­set­zen. Nach­dem ver­gan­ge­ne Woche dann auch noch Ikea-Grün­der gestor­ben ist, räso­niert Mar­cus Wer­ner in der Wirt­schafts­wo­che dar­über, ob die Schwe­den nicht neu­er­dings alle­samt uncool sind: Vol­vo sei chi­ne­sisch, Wasa ita­lie­nisch, SAAB weg, ABBA Geschich­te und die Fjor­de in Nor­we­gen. Da sei nur noch Spo­ti­fy, “aber die las­sen ihre schwe­di­schen Wur­zeln nicht raus­hän­gen”.

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Diens­tag: Hele­na Foul­kes wer­de die neue HBC-Che­fin, mel­den die Ticker. Sie fin­det an die­sem Tag sogar Zeit, Hagen Sei­del ein paar Fra­gen für die TW zu beant­wor­ten. “Ich habe über Kauf­hof noch viel zu ler­nen.” Und ihre Oma sei abso­lu­te Mode­ex­per­tin gewe­sen, so Dro­ge­rie­markt-Pro­fi Foul­kes.

Wenn der sym­pa­thi­sche Kurz­auf­tritt ver­trau­ens­bil­dend wir­ken hät­te sol­len, wur­de dies durch die Mel­dun­gen am Mitt­woch­nach­mit­tag gleich wie­der kon­ter­ka­riert. In Köln wird bis in drei Jah­ren jede vier­te Stel­le gestri­chen, immer­hin 400 Arbeits­plät­ze fal­len dem Cost Cut­ting zum Opfer. Vor­bild ist ein­mal mehr Kar­stadt, das mit weni­ger als 1000 Mit­ar­bei­tern in sei­ner Esse­ner Zen­tra­le aus­kommt. Die Süd­deut­sche lässt aus die­sem Anlass Repor­ter Kläs­gen kom­men­tie­ren (“Die Zeit spricht für die deut­sche Waren­haus AG”), um gleich durch die Absa­ge des Über­nah­me­deals (durch wel­che Sei­te auch immer) wider­legt zu wer­den. Fürs Ers­te jeden­falls.

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