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Wenn Instagram shoppable wird

XEine Mil­li­ar­de Dol­lar hat Mark Zucker­berg vor vier Jah­ren für Insta­gram bezahlt, damals ein Start-up mit 12 Mit­ar­bei­tern und ohne Geschäfts­mo­dell. Heu­te, wo über 500 Mil­lio­nen Men­schen die Foto-App nut­zen, stellt es sich als nicht ganz so ein­fach dar, einen return on invest­ment zu erzie­len, ohne den Cha­rak­ter von Insta­gram als glo­ba­les Poe­sie­al­bum zu zer­stö­ren und bloß eine wei­te­re Online Shop­ping Mall dar­aus zu machen. So erklärt sich die Vor­sicht, mit der James Quarles die Mone­ta­ri­sie­rung des sozia­len Netz­werks betreibt. Für kom­men­de Woche hat der Insta­gram-Mana­ger ers­te Schrit­te ange­kün­digt: Mar­ken kön­nen Pro­duk­te in ihren Fotos tag­gen und mit ent­spre­chen­den Infos ver­se­hen, ein wei­te­rer Klick auf den Tag führt zum jewei­li­gen Web­shop. Aus dem User­ver­hal­ten will man Rück­schlüs­se zie­hen und die Lösung ent­spre­chend wei­ter­ent­wi­ckeln. Zum Start sind 20 US-Unter­neh­men dabei, u.a. Kate Spa­te, Micha­el Kors und Aber­crom­bie & Fitch. Das Poten­zi­al ist rie­sig: Der­zeit gibt es auf Insta­gram über 500.000 Wer­be­trei­ben­de.

Quarles Vor­ge­hen ist ver­mut­lich schlau. Die sozia­len Netz­wer­ke waren bis­lang näm­lich mäßig erfolg­reich, wenn es dar­um ging, ihre Platt­for­men shop­pable zu machen. Pin­te­rest und Twit­ter haben es ver­sucht, auch Face­book hat Anläu­fe unter­nom­men. Doch die User nut­zen die Netz­wer­ke zur Kom­mu­ni­ka­ti­on und Unter­hal­tung, geshop­pt wird in Online-Kauf­häu­sern wie Ama­zon. Dass Reich­wei­te allein noch kei­ne Han­dels­kom­pe­tenz begrün­det, ist zunächst mal eine beru­hi­gen­de Nach­richt für alle ande­ren Anbie­ter, Onli­ner wie Sta­tio­nä­re. Die sozia­len Netz­wer­ke sind auch so schon mäch­ti­ge Wege­la­ge­rer auf der Cus­to­mer Jour­ney. Nicht aus­zu­den­ken, wenn sie nun auch noch die Han­dels­ge­schäf­te direkt über­näh­men oder auch nur Pro­vi­sio­nen ver­lang­ten.

Man darf sich den­noch nicht in Sicher­heit wie­gen. War­um soll­ten Frei­zeit­ver­gnü­gen wie Insta­gram oder Face­book nicht auch das Ein­kau­fen ein­schlie­ßen? Schließ­lich ist Shop­ping im sta­tio­nä­ren Ein­zel­han­del für vie­le Men­schen eben­so ein Frei­zeit­ver­gnü­gen. Viel­leicht liegt die zöger­li­che Akzep­tanz von Kauf-Ange­bo­ten auch nur dar­an, dass die­se schlecht gemacht, lang­wei­lig oder gar als stö­rend emp­fun­den und nicht rich­tig auf das beson­de­re Umfeld von Social Media zuge­schnit­ten sind. Das tes­tet Insta­gram jetzt aus. Das Netz­werk ist für vie­le User eine wich­ti­ge Inspi­ra­ti­ons­quel­le, wenn es um Looks, Styl­es und Mar­ken geht. Jetzt geht es dar­um, den Schritt von der Anre­gung zum Ein­kau­fen mög­lichst naht­los zu gestal­ten. So ein “Emp­feh­lungs­mar­ke­ting” im Umfeld von Freun­den und Influen­cern kann dann wir­kungs­vol­ler sein als die auto­ma­ti­sier­ten Kauf­tipps von Ama­zon & Co, als der auf­wän­dig gestal­te­te redak­tio­nel­le Con­tent eines Net à Por­ter oder auch als ein auf das User­ver­hal­ten zuge­schnit­te­nes Inter­face à la About you. Und in vie­len Fäl­len auch als die Waren­prä­sen­ta­tio­nen oder die Rat­schlä­ge der pro­fes­sio­nel­len Ver­kaufs­be­ra­ter im sta­tio­nä­ren Ein­zel­han­del.

Bei Insta­gram kann man sich Expe­ri­men­te im übri­gen leis­ten. Face­books Kon­zern­um­satz lag im drit­ten Quar­tal bei knapp über sie­ben Mil­li­ar­den US-Dol­lar, ein Plus von 56%. Nach Steu­ern blie­ben fast 2,4 Mil­li­ar­den Dol­lar als Gewinn übrig.