Passiert large

X‑Chromosomen für Adidas. Cannabis-Socken von Kik. Sexy Burkas von Amazon.

XHer­bert Hai­ner hat Kas­per Ror­s­ted bei Adi­das nicht nur eine Bilanz hin­ter­las­sen, die nicht mal eben so zu top­pen sein wird. Son­dern auch einen Vor­stand, der mit Roland Auschel, Glenn Ben­nett, Eric Liedt­ke und Robin Stal­ker zwar mut­maß­lich her­vor­ra­gend und für ein deut­sches Unter­neh­men mit vier Aus­län­dern sehr inter­na­tio­nal besetzt ist, aber den­noch einen ent­schei­den­den Makel hat: Es fehlt an X‑Chromosomen. Alle fünf Adi­das-Vor­stän­de sind Män­ner. Was unter Diver­si­ty-Gesichts­punk­ten natür­lich ein no go ist. So hat der neue Adi­das-Chef nun nicht bloß die tita­ni­sche Auf­ga­be, den Abstand zu Nike zu ver­kür­zen (was selbst Rekord­meis­ter Hai­ner nicht gelang). Son­dern er muss auch noch eine Frau für die Top-Eta­ge suchen. Und zwar bis spä­tes­tens zum 30. Juni 2017, wie die FAZ schreibt. Bis dahin soll auch die ers­te Füh­rungs­ebe­ne unter­halb des Vor­stands von der­zeit 11 Pro­zent auf 18 Pro­zent Frau­en erhöht wer­den. Adi­das hat sogar eine ent­spre­chen­de Selbst­ver­pflich­tung abge­ge­ben. Wenn’s der Mar­ken­bil­dung dient…

Auch wenn eine gesetz­li­che Frau­en­quo­te aus vie­ler­lei Grün­den abzu­leh­nen ist – klar ist: Ein glo­bal agie­ren­der, bör­sen­no­tier­ter Kon­zern kann sich die­sem Zeit­geist schwer­lich ver­schlie­ßen. Im Fall von Adi­das ist eine frei­wil­li­ge Frau­en­quo­te ver­mut­lich nicht nur ein Zuge­ständ­nis an die poli­ti­cal cor­rect­ness, son­dern folgt auch mar­ken­tech­ni­schen Moti­ven. Weib­li­che Akzen­te kön­nen der nach wie vor eher männ­lich kon­no­tier­ten Drei-Strei­fen-Mar­ke hel­fen, auch bei der ande­ren Hälf­te der Erd­be­völ­ke­rung stär­ker zu punk­ten. Was wie­der­um bei der Nike-Auf­hol­jagd nütz­lich sein könn­te. Wie sehr ein weib­li­ches Gesicht die Außen­wahr­neh­mung eines ver­meint­li­chen Män­ner­ver­eins ver­än­dert, kann man bei­spiels­wei­se bei Jani­na Kugel und Sie­mens sehen.

Die neue Adi­das-Vor­stän­din ist den­noch zu bedau­ern. Zwar wird sich mit Sicher­heit eine hoch qua­li­fi­zier­te Fach­frau fin­den. Sie wird jedoch den Ruch der Quo­ten­frau schwer­lich los­wer­den. Das wird dadurch ver­stärkt, dass nicht näher spe­zi­fi­ziert wird, was die Dame im Vor­stand denn über­haupt machen soll. Statt eine Selbst­ver­pflich­tung abzu­ge­ben, hät­te man Ror­s­ted daher bes­ser ein­fach machen las­sen sol­len. Schließ­lich hat­te er bei Hen­kel bereits einen Ruf als Frau­en­för­de­rer und muss ver­mut­lich weder über­zeugt noch gezwun­gen wer­den.

Alter­na­tiv hät­te man in Her­zo­gen­au­rauch auch gleich eine Frau zum CEO machen kön­nen. Aber dafür war die Zeit wohl noch nicht reif.

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Und sonst? Ver­stie­ßen zwei gro­ße Händ­ler gegen die poli­ti­cal cor­rect­ness:

So sorg­te Kik unlängst mit „Can­na­bis-Socken“ für Auf­se­hen – Jung­sso­cken mit Pflan­zen­mo­ti­ven, die ein­deu­tig als Hanf zu erken­nen sind. Was für kräf­ti­ges Netz-Geläch­ter sorg­te. Kik igno­rier­te den „Laugh Storm“ und ver­kauft die Socken nach wie vor in sei­nem Web­shop, das Vie­rer­pack zu 3,99 Euro.

Anders Ama­zon. Der Online Retail­er muss­te ein Hal­lo­ween-Kos­tüm nach hef­ti­gen Pro­tes­ten in Groß­bri­tan­ni­en aus dem Ver­kauf neh­men – das Modell „Sexy Bur­ka“,  ein Gesichts­schlei­er mit Ober­teil in Mini­rock-Län­ge für 19 Pfund. An der nicht min­der lächer­li­chen Scheich-Vari­an­te mit Bräu­nungs­creme und auf­ge­kleb­tem Bart hat sich dage­gen nie­mand gestört. Das eigent­lich Bedenk­li­che dar­an aber ist, dass man die Leu­te zu Hal­lo­ween heut­zu­ta­ge offen­bar in Ara­ber-Ver­klei­dung erschre­cken kann.

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