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Flüchtlinge statt Fashion

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Jetzt müs­sen wir uns ein hal­bes Jahr län­ger gedul­den, ehe wir erfah­ren, was Zalan­do aus der Bread & But­ter macht. Der Ber­li­ner Senat will Flücht­lin­ge in den Han­gars unter­brin­gen, und da fei­ert es sich neben­an natür­lich nicht mehr ganz so unbe­schwert. Statt­des­sen wird es in Tem­pel­hof nun also ein Cha­ri­ty Event für die Flücht­lings­hil­fe geben. Gut reagiert, Zalan­do! Wer weiß – viel­leicht ist es den Event­pla­nern gar nicht mal so unrecht, ein wenig mehr Zeit zum Über­le­gen zu haben. Über­nächs­tes Wochen­en­de ist in Tem­pel­hof erst­mal Lol­la­pa­loo­za ange­sagt. Bei der euro­päi­schen Pre­mie­re des berühm­ten US-Musik­fes­ti­vals ist Zalan­do eben­falls invol­viert – als Spon­sor von “Fashionpa­loo­za”. Wor­um es da geht, ist kaum weni­ger unklar als bei der Bread & But­ter: “Fashionpa­loo­za inte­griert Mar­ken­iden­ti­tä­ten in urba­ne Erleb­nis­ele­men­te und kre­iert eine Enter­tain­ment-Platt­form”, heißt es auf der Web­site. “Zuschau­er wer­den zu Teil­neh­mern der Mar­ken­er­leb­nis­se, Mode­brands zu krea­ti­ven Kol­la­bo­ra­teu­ren  der Besu­cher.” Wer’s braucht…

An bei­den Tagen wer­den in Tem­pel­hof bis zu 100.000 Besu­cher erwar­tet. Da erschei­nen einem die 800.000 Men­schen, die in die­sem Jahr nach Deutsch­land strö­men, gar nicht mehr so vie­le. Doch im Ernst: Das Dra­ma lässt auch die Mode­leu­te nicht unbe­rührt. Mode­blog­ger wie Made­lei­ne von Daria­da­ria und Mat­thi­as Lim­mer von Mis­ter Matthew ändern kurz­fris­tig das Pro­gramm und for­dern ihre Fol­lower zum Hel­fen auf. S.Oliver emp­fing vor eini­gen Wochen schon Flücht­lin­ge aus Eri­trea in Rot­ten­dorf. Indi­tex ver­schenk­te bereits im Früh­jahr 20.000 Ango­ra-Pull­over nach Syri­en. Und auf Spread­shirt und ande­ren Platt­for­men gibt’s aktu­ell Soli­da­ri­täts-Shirts zuhauf: “I love Flücht­lin­ge”, “Refu­gees wel­co­me”, “Kein Mensch ist ille­gal”.

“Die Flücht­lings­eu­pho­rie nimmt bedenk­li­che For­men an”, bemerk­te Jan Fleisch­hau­er dazu die­se Woche in sei­ner S.P.O.N.-Kolumne spitz.Wahrscheinlich wird “Flücht­ling” das Wort des Jah­res 2015. So sind wir halt, und das ist gut so.