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Hugo Boss: Permira geht – was bleibt?

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Es war ein Abschied auf Raten und des­we­gen abseh­bar. In meh­re­ren Tran­chen hat sich Perm­i­ra seit 2013 von Hugo Boss zurück­ge­zo­gen. Die­se Woche trenn­te sich der Finanz­in­ves­tor von den rest­li­chen 12%. Was allein 950 Mil­lio­nen  ein­brach­te. Den klei­nen Kurs­knick, den der Ver­kauf aus­lös­te, wird die haus­sie­ren­de Bör­se schnell wie­der aus­glei­chen.

Es hat­te zunächst nicht nach einem Erfolg aus­ge­se­hen. Die Finanz­kri­se hat­te die Inves­to­ren kalt erwischt, die Unru­he im Unter­neh­men war nach der Über­nah­me beträcht­lich, wes­halb das Mana­ger-Maga­zin sei­ner­zeit auch über eine gigan­ti­sche Fehl­in­ves­ti­ti­on spe­ku­liert hat­te. Aber Hugo Boss war, wie sich jetzt zeigt, ein groß­ar­ti­ges Geschäft für Perm­i­ra. Der Finanz­in­ves­tor hat vor sie­ben Jah­ren ins­ge­samt 3,5 Mrd. Euro für die dama­li­ge Hugo Boss-Mut­ter Valen­ti­no Fashion Group aus­ge­ge­ben, davon kamen etwa 1,1 Mrd. Euro von Fonds­in­ves­to­ren. Die beka­men ihren Ein­satz mit über 130% Ren­di­te zurück, wie Perm­i­ra-Part­ner Mar­tin Weck­werth gegen­über Bloom­berg erklär­te.

Das Invest­ment hat die Betei­lig­ten rei­cher gemacht. Und es hat zugleich das Unter­neh­men Hugo Boss ver­än­dert.

- Hugo Boss ist heu­te ein sehr viel grö­ße­res Unter­neh­men: Der Umsatz stieg seit 2006 um mehr als 70% auf 2,57 Mrd. Euro. Der Kon­zern beschäf­tigt heu­te 50% mehr Mit­ar­bei­ter, ins­ge­samt fast 13.000.

- Hugo Boss ist heu­te ein ungleich pro­fi­ta­ble­res Unter­neh­men: Der ope­ra­ti­ve Gewinn liegt um 220%, der Net­to­ge­winn um gut 160% höher wie vor dem Perm­i­ra-Ein­stieg. Die Net­to­um­satz­ren­di­te lag im Geschäfts­jahr 2014 bei 13%. Vor dem Perm­i­ra-Ein­stieg 2006 waren es 8,6%.

- Hugo Boss ist ein inter­na­tio­na­le­res Unter­neh­men: Der deut­sche Markt mach­te Ende 2014 gera­de noch 17% des Umsat­zes aus, acht Jah­re zuvor waren es noch 23%. Trotz­dem haben die Met­zin­ger ihren Umsatz hier­zu­lan­de von 347 auf 448 Mio. Euro gestei­gert.

- Aus dem Kon­fek­tio­när Hugo Boss ist ein Ein­zel­händ­ler gewor­den: Der eige­ne Retail macht heu­te den Löwen­an­teil des Geschäfts aus und steht für 55% des Umsat­zes. 2006 lag der Anteil der “direct ope­ra­ted stores” nur bei 13%. Die Met­zin­ger betrei­ben inklu­si­ve Out­lets und Con­ces­si­ons welt­weit 1041 eige­ne Läden (Stand Ende 2014), in die­sem Jahr sol­len 50 Flä­chen dazu kom­men. Immer­hin 68 Mio. Euro trägt der Web­shop bei, den es 2006 so noch nicht gab. Das klas­si­sche Who­le­sa­le-Busi­ness bringt nur noch gut eine Mil­li­ar­de Euro, vor acht Jah­ren waren das über 1,3 Mrd. Euro.

- Hugo Boss hat sich in der Womens­wear eta­bliert: Gemes­sen am Gesamt­um­satz füh­ren die Damen in Met­zin­gen mit 11% zwar immer noch ein Nischen­da­sein. Aber 289 Mio. Euro sind eine Umsatz-Grö­ßen­ord­nung, die nicht vie­le deut­sche DOB-Anbie­ter errei­chen.

- Hugo Boss ist heu­te ein wert­vol­le­res Unter­neh­men: Die Aktie ist seit der Perm­i­ra-Über­nah­me um mehr als 120% im Wert gestie­gen. Hugo Boss hat den MDAX (+91%) damit deut­lich über­trof­fen.

Ob Hugo Boss an den Busi­ness Schools dem­nächst als Lehr­bei­spiel für ein gelun­ge­nes Pri­va­te Equi­ty-Enga­ge­ment behan­delt wer­den wird? Auf jeden Fall zeigt es die Stell­schrau­ben, an denen Mode­un­ter­neh­men dre­hen, um Wachs­tum zu gene­rie­ren und im glo­ba­len Wett­be­werb zukunfts­fä­hig zu sein.

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