Studiefoto e

Wie wird 2014 für diejenigen, die im Modebusiness ihr Geld verdienen?

Bes­ser als 2013. Davon geht die Mehr­zahl der Unter­neh­men aus. Die Rah­men­be­din­gun­gen wer­den wei­ter­hin posi­tiv gese­hen. Die Unter­neh­men stel­len sich per­so­nell auf Wachs­tum ein. Die Beschäf­ti­gungs­per­spek­ti­ven für qua­li­fi­zier­te Arbeit­neh­mer sind daher sehr gut. Vor allem E‑Com­mer­ce- und Retail-Exper­ti­se sind gefragt. Aus Sicht der Mode­un­ter­neh­men wird der Per­so­nal­markt zugleich immer schwie­ri­ger.

Das ergab eine von Hart­mann Con­sul­tants in Auf­trag gege­be­ne Stu­die, mit deren Aus­wer­tung ich in die­sem Win­ter nicht weni­ge Stun­den ver­bracht habe. In „HR-Prio­ri­tä­ten 2014“ geht es um die aktu­el­len Ent­wick­lun­gen sowie die Schwer­punk­te der Per­so­nal­ar­beit in Mode­indus­trie und Mode­han­del mit Blick auf das neue Jahr. Im Herbst 2013 lie­ßen wir dazu 80 Per­so­nal­ent­schei­der durch ein unab­hän­gi­ges Markt­for­schungs­in­sti­tut befra­gen, dar­un­ter Unter­neh­mer, Top-Mana­ger sowie HR-Ver­ant­wort­li­che – ein Quer­schnitt der deut­schen Mode­bran­che.

Die wich­tigs­ten Ergeb­nis­se im Ein­zel­nen:

Posi­ti­ve Geschäfts­er­war­tun­gen: Für 2014 gehen drei Vier­tel (75%) der Unter­neh­men von einer anhal­tend guten Kon­junk­tur aus, 68% erwar­ten ein posi­ti­ves Kon­sum­kli­ma. Zwei Drit­tel der Befrag­ten (66%) rech­nen für 2014 mit einer posi­ti­ven Geschäfts­ent­wick­lung. Dafür gibt es gute Grün­de: Die fun­da­men­ta­len wirt­schaft­li­chen Rah­men­da­ten stim­men. Deutsch­land ist inner­halb Euro­pas eine Insel der Glück­se­li­gen. Der Kon­sum hat sich zu einer Stüt­ze der Kon­junk­tur ent­wi­ckelt. Die hohe Beschäf­ti­gungs­quo­te und die nied­ri­gen Zin­sen sor­gen dafür, dass bei den Ver­brau­chern das Geld locker sitzt. Trotz der vie­len Unge­wiss­hei­ten im Hin­blick auf die Euro-Kri­se und die Fol­gen der Staats­ver­schul­dung deu­tet aktu­ell wenig dar­auf hin, dass sich die prin­zi­pi­ell gute Kauf­lau­ne der Deut­schen 2014 grund­le­gend ändern wird. Den­noch soll­te man als Mode­an­bie­ter rea­lis­tisch sein: Tex­ti­li­en ste­hen nicht im Fokus des Kun­den­in­ter­es­ses. Der Markt ist gesät­tigt, gro­ße Zuwäch­se sind nicht zu erwar­ten. Wachs­tum läuft über Ver­drän­gung. Der Zustrom inter­na­tio­na­ler Filia­lis­ten hält an. Das Ver­kaufs­flä­chen­wachs­tum hat sich ver­lang­samt, aber es fin­det immer noch statt. Das Inter­net jagt dem sta­tio­nä­ren Han­del zuneh­mend Markt­an­tei­le ab. Der Struk­tur­wan­del – die Kon­zen­tra­ti­on, die Ver­ti­ka­li­sie­rung, die Digi­ta­li­sie­rung – geht wei­ter.

Opti­mis­ti­sche Stel­len­pla­nung: Im kom­men­den Jahr wol­len 49% der Befrag­ten mehr Mit­ar­bei­ter ein­stel­len, nur knapp jeder Zehn­te (9%) plant Stel­len abzu­bau­en. Dies lässt sich zugleich als Reak­ti­on auf den Struk­tur­wan­del der Bran­che lesen. Die Ver­ti­ka­li­sie­rung zeigt sich in Deutsch­land vor allem als Vor­wärts­in­te­gra­ti­on der Indus­trie. In der Fol­ge ver­langt der Markt ins­be­son­de­re nach Retail-Exper­ti­se. Vier von fünf im Rah­men der Stu­die befrag­ten Lie­fe­ran­ten ver­fü­gen über eige­ne Läden. Ins­ge­samt 67% der Unter­neh­men wol­len ihre Ver­kaufs­mann­schaft im Retail auf­sto­cken, dar­un­ter 10% sogar erheb­lich. Zugleich wird auch im Who­le­sa­le per­so­nell inves­tiert. In die­sem Geschäft mischen neben den klas­si­schen, aus der Pro­duk­ti­on kom­men­den Lie­fe­ran­ten zuneh­mend auch Retail Brands mit. Der Online-Boom hält an, ent­spre­chend wer­den die Kapa­zi­tä­ten hier aus­ge­baut. 45% der Befrag­ten plant eine per­so­nel­le Auf­sto­ckung im Bereich E‑Commerce.

Per­so­nal­ent­wick­lung hat 2014 Top-Prio­ri­tät: Talen­te im Unter­neh­men zu erken­nen und zu för­dern, Füh­rungs­kräf­te wei­ter­zu­bil­den und stra­te­gi­sche Per­so­nal­ent­wick­lung hal­ten jeweils mehr als ein Drit­tel der Befrag­ten für sehr wich­tig. Per­so­nal­ent­wick­lung gewinnt vor dem Hin­ter­grund der Markt­ver­än­de­run­gen und per­ma­nent stei­gen­der Anfor­de­run­gen an die Mit­ar­bei­ter künf­tig noch an Bedeu­tung. Der Markt ist zuneh­mend anspruchs­voll und into­le­ran­ter gegen­über Feh­lern. Der Druck und die Anfor­de­run­gen an die Qua­li­tät des Manage­ments stei­gen. Es ist im urei­gens­ten Inter­es­se der Unter­neh­men, hier alle nur denk­ba­ren Anstren­gun­gen zu unter­neh­men. Das gilt für die Rekru­tie­rung wie für die För­de­rung von Talen­ten und Füh­rungs­kräf­ten. Das Invest­ment in Mit­ar­bei­ter-Qua­li­tät zahlt sich aus.

Über “wei­che” The­men wie Diver­si­ty und die Frau­en­quo­te wird aktu­ell, nicht zuletzt aus poli­ti­schen Moti­ven, viel dis­ku­tiert. Der Aus­bau der Frau­en­quo­te ist für acht von zehn Befrag­ten (81%) aber weni­ger bis gar nicht wich­tig. Das mag damit zusam­men­hän­gen, dass der Anteil von Frau­en im Mode­busi­ness heu­te schon sehr hoch ist. Die Frau­en­quo­te ist zugleich eine Fra­ge, die die Geschlech­ter ent­zweit: Sor­tiert man die Daten nach Geschlecht der Befrag­ten, ergibt sich näm­lich ein ande­res Bild. Den Frau­en­an­teil im Unter­neh­men gezielt aus­zu­bau­en, hal­ten 29% der befrag­ten Mana­ge­rin­nen für wich­tig und sehr wich­tig, die Mehr­heit dar­un­ter sogar für sehr wich­tig. Bei den Män­nern mei­nen dies nur 16%. So oder so spie­len die­se Mode-The­men in der HR-Pra­xis nicht die ent­schei­den­de Rol­le. Etwas ande­res sind kon­kre­te Maß­nah­men zum Gesund­heits­ma­nage­ment und zum Umgang mit psy­chi­schen Belas­tun­gen. Dies sind The­men, die ange­sichts des viel­fach stei­gen­den Workloads rele­vant sind und künf­tig noch wich­ti­ger wer­den.

Der Per­so­nal­markt bleibt schwie­rig: Die Kla­ge über zu wenig und min­der­qua­li­fi­zier­ten Nach­wuchs und Fach­kräf­te ist nicht neu. 64% der befrag­ten Unter­neh­men erwar­ten 2014 einen anhal­tend schwie­ri­gen Per­so­nal­markt. Die Klei­nen tun sich dabei schwe­rer als die Gro­ßen, der Han­del schwe­rer als die Indus­trie. So sind es im Han­del sogar 80%, die von einer schwie­ri­gen Situa­ti­on im Hin­blick auf das Ange­bot und die Rekru­tie­rung qua­li­fi­zier­ter Arbeits­kräf­te spre­chen. Die­ses Ergeb­nis über­rascht nicht. Die Demo­gra­fie läuft gegen die Arbeit­ge­ber. Die Indus­trie kann viel­fach mit gro­ßen Mar­ken und Inter­na­tio­na­li­tät punk­ten. Der Ein­zel­han­del lei­det dage­gen nach wie vor unter einem mie­sen Image: die Tätig­keit im Ver­kauf gilt als anspruchs­los, die Arbeits­zei­ten als ungüns­tig, die Bezah­lung ist häu­fig schlecht. Dabei ist die Mode im Ver­gleich zu ande­ren Han­dels­bran­chen noch ver­gleichs­wei­se gut dran, weil sich vie­le jun­ge Leu­te für die Pro­duk­te begeis­tern. Dass Kar­rie­re im Mode­busi­ness meist und bes­ten­falls im Ver­kauf beginnt, spricht sich nur lang­sam her­um, nicht zuletzt dank der gut gemach­ten Nach­wuchs­mes­sen, die sich mitt­ler­wei­le eta­bliert haben. Die Employ­er Bran­ding- und Recrui­ting-Akti­vi­tä­ten gro­ßer Han­dels­un­ter­neh­men haben eben­falls eine posi­ti­ve Wir­kung auf das Image der Bran­che. Neue Impul­se kom­men zudem durch die zahl­rei­chen neu­en E‑Com­mer­ce-Start-ups und Online-Anbie­ter. Die­se bie­ten auch Ein­zel­han­dels-Arbeits­plät­ze, und zwar ziem­lich ange­sag­te. Letzt­lich wird jedes Unter­neh­men sei­nen Ruf als Arbeit­neh­mer pfle­gen müs­sen. Dazu gehör­te schon immer, sei­nen Mit­ar­bei­tern gute Rah­men­be­din­gun­gen und Mög­lich­kei­ten zur Ent­fal­tung zu bie­ten. Neu­er­dings – und das nennt man dann Employ­er Bran­ding – gehört dazu, dass man auch dar­über redet. Je mehr Mode­händ­ler ein akti­ves Employ­er Bran­ding betrei­ben, des­to posi­ti­ver wird sich das Image der gesam­ten Bran­che dar­stel­len.

Und hier gibt’s die kom­plet­te Stu­die zum Down­load.

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