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Esprit, S.Oliver und die Frauenquote. Douglas unter Druck. Die Clothes sind nicht clean genug.

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Die­se Woche hat die Bran­che etwas für die Frau­en­quo­te getan. Mit Bir­gitt Gebau­er und Melo­dy Har­ris-Jens­bach haben S.Oliver und Esprit zwei Top-Posi­tio­nen neu besetzt. Wäh­rend man bei man­chem Dax-Unter­neh­men der­zeit schon den Ein­druck gewin­nen kann, dass das Geschlecht aus poli­ti­schen Grün­den zum rele­van­ten Aus­wahl­kri­te­ri­um für Vor­stands­pos­ten gewor­den ist, dürf­te dies bei Esprit und S.Oliver kei­ne Rol­le gespielt haben. Bei­de Frau­en sind erfah­re­ne Bran­chen­pro­fis. Esprit-CEO Ronald van der Vis sen­det mit der Beru­fung von Har­ris-Jens­bach ein posi­ti­ves Signal an den Han­del: Die Rück­keh­re­rin steht für die glor­rei­chen Wachs­tums­jah­re von Esprit und bringt die Pro­dukt-Kom­pe­tenz in die obers­te Hee­res­lei­tung – etwas, was der Han­del zuletzt bei Esprit ver­misst hat. Ein klu­ger Schritt, völ­lig unab­hän­gig davon, dass Melo­dy Har­ris-Jens­bach eine Frau ist. Und auch ein Unter­neh­mer wie Bernd Frei­er (S.Oliver) wird sich bei sei­nen Per­so­nal­ent­schei­dun­gen nicht von poli­ti­cal cor­rect­ness lei­ten las­sen, son­dern ein­zig die Wachs­tums­zie­le sei­nes Unter­neh­mens im Blick haben.

Trotz­dem ist es natür­lich ein schö­nes Signal, dass sowohl die Roten aus Ratin­gen als auch die Roten aus Rot­ten­dorf Frau­en in die Füh­rung hie­ven. Auch wenn eine gesetz­li­che Rege­lung hof­fent­lich nie­mals kommt, hät­te das Mode­busi­ness mit der Ein­hal­tung einer Frau­en­quo­te wohl kaum Pro­ble­me. Hier arbei­ten so vie­le Frau­en in Füh­rungs­po­si­tio­nen wie in kaum einer ande­ren Bran­che. Ins­be­son­de­re in den pro­dukt­na­hen Berei­chen, im Ein­kauf, im Design und Pro­dukt­ma­nage­ment, aber auch im Ver­trieb und natür­lich als Abtei­lungs­lei­te­rin­nen in den Läden. Trotz des hohen Frau­en­an­teils im Mit­tel­ma­nage­ments sind die Frau­en in den Top-Posi­tio­nen indes immer noch unter­re­prä­sen­tiert. Aber es wird bes­ser. Spon­tan fal­len mir Doris Strät­ker (Ger­ry Weber), Danie­la Pör­ner (Bogner), Sibyl­le Schön (Aigner), Ange­li­ka Schind­ler-Oben­haus (Katag) sowie Eve­li­ne Schön­le­ber (MAC), Ursu­la Vier­köt­ter (KaDe­We) und Clau­dia Rei­nery (Gale­ria Kauf­hof) ein.

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Span­nend sind auch die aktu­el­len Vor­gän­ge bei Dou­glas. Zum einen wol­len die Groß­ak­tio­nä­re Kre­ke und Oet­ker die AG offen­bar mit Unter­stüt­zung von Finanz­in­ves­to­ren von der Bör­se neh­men und dem fre­chen Enga­ge­ment von Kon­kur­rent Mül­ler einen Rie­gel vor­schie­ben. Zudem gibt es ope­ra­tiv Hand­lungs­be­darf. Kaum ist Appel­rath­Cüp­per aus dem Gröbs­ten raus, ent­wi­ckelt sich Tha­lia zum Sor­gen­kind. Der Buch­han­del ist vom Online Retail­ing sicher­lich in beson­de­rem Maße betrof­fen. Die von Dou­glas-Chef Hen­ning Kre­ke ange­kün­dig­te Ver­klei­ne­rung der Tha­lia-Ver­kaufs­flä­chen ist eine Reak­ti­on auf den Umstand, dass ein immer grö­ße­rer Anteil des Buch­ge­schäfts ins Inter­net abwan­dert. Und für groß­flä­chi­ge Buch-Kauf­häu­ser, die gegen­über einem drö­gen Web­shop immer­hin mit einem gewis­sen Shop­ping-Erleb­nis punk­ten könn­ten, dürf­te das Poten­zi­al für Stand­or­te begrenzt sein. Neben den Ver­sand von gedruck­ten Büchern tritt die zuneh­men­de Nut­zung mobi­ler End­ge­rä­te wie dem iPad oder dem Kind­le. Schon im Weih­nachts­ge­schäft 2010 hat Ama­zon mehr als die Hälf­te sei­ner Bücher als elek­tro­ni­sche Ver­si­on ver­kauft. Damit steht der Buch­ein­zel­han­del vor einer Umwäl­zung, die der Musik­han­del schon hin­ter sich hat. Wer kauft heu­te noch bei WOM? HMV in Groß­bri­tan­ni­en ist eben­so ins Schlin­gern gera­ten. Selbst wenn die Bran­chen nicht direkt ver­gleich­bar sind, wird auch im Mode­han­del mit jedem Pro­zent Markt­an­teils­zu­wachs der E‑Tailer die Fra­ge dring­li­cher, was dies für die nach wie vor wach­sen­den Ver­kaufs­flä­chen bedeu­tet. Quan­ti­ta­tiv wie qua­li­ta­tiv.

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Die neu­es­te Stu­die der Clean Clo­thes Cam­pain (CCC) hat die­se Woche erneut ein mäch­ti­ges Rau­schen im Blät­ter­wald ver­ur­sacht. Das wur­de fast nur noch von den ver­seuch­ten Super­markt-Hähn­chen getoppt. Die CCC-Akti­vis­ten haben fest­ge­stellt, dass Ver­stö­ße gegen Sozi­al­stan­dards bei den Zulie­fe­rern von Dis­coun­tern und Mode­mar­ken immer noch gang und gäbe sind. Das ist einer­seits bedau­er­lich. Denn die meis­ten Unter­neh­men haben ihre Anstren­gun­gen in punc­to CSR wirk­lich ver­stärkt, auch um genau so eine geschäfts­schä­di­gen­de Bericht­erstat­tung zu ver­mei­den. Ande­rer­seits ist es wenig ver­wun­der­lich. Denn Orga­ni­sa­tio­nen wie die CCC bezie­hen ihre Daseins­be­rech­ti­gung aus sol­cher Kri­tik. Und die kommt bei den Medi­en immer noch bes­ser an, als die Nach­hal­tig­keits-Beteue­run­gen von Han­del und Indus­trie. Da hilft nur: Dran­blei­ben.

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Und nächs­te Woche?

Diens­tag wer­den die Kof­fer gepackt. Bis Sams­tag tobt der Ber­li­ner Bär. Soho House und Hotel de Rome sind aus­ge­bucht. Der Grill Roy­al hat ein paar zusätz­li­che Rin­der schlach­ten las­sen. Die Taxi­fah­rer freu­en sich auf Son­der­schich­ten und fet­te Trink­gel­der. Man sieht sich im 14oz, im KaDe­We, bei P+C und bei Mur­ku­dis. Abends auf etli­chen Events und nachts in den vie­len Clubs der Stadt.

Und natür­lich auf den ins­ge­samt zehn Mes­sen, in zwei Dut­zend Show­rooms und auf den Schau­en am Bran­den­bur­ger Tor. Pre­mie­re fei­ern The Gal­lery (der Ber­li­ner Ige­do-Able­ger im Cafe Mos­kau) sowie Show & Order (im Heiz­kraft­werk). Die Best­sel­ler-Grup­pe ver­an­stal­tet ihre eige­ne Mes­se auf 7000 m² in der Are­na. Mal sehen, ob das der ‘Place to be’ wird. Etli­che Ver­an­stal­tun­gen dre­hen sich erneut um das The­ma Green bzw. Ethi­cal Fashion. Deren Zahl steht in einem ziem­li­chen Miss­ver­hält­nis zur Bedeu­tung die­ses Markt­seg­ments. Es gibt noch Idea­lis­ten. Die ande­ren tref­fen sich im Bor­chardt zum Schnit­zel­es­sen.

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