“Auf Dauer können sie die Leute nicht betrügen”, sagt David Bosshart

Wenn die Kri­se sich über­haupt auf den Kon­sum aus­ge­wirkt habe, dann in Form einer nach­hal­ti­gen Ver­trau­ens­stö­rung, sagt David Boss­hart. Die Men­schen hät­ten gelernt, dass die Höhen­flü­ge der letz­ten Jah­re nicht sel­ten auf Lug und Trug auf­ge­baut gewe­sen sei­en und dass den Ver­spre­chun­gen, die ihnen von Sei­ten der Wirt­schaft gemacht wer­den, nicht zu trau­en sei. Das feh­len­de Ver­trau­en (und nicht etwa das feh­len­de Geld) sei auch der eigent­li­che Grund für den Umsatz­ein­bruch, den vie­le Luxus­an­bie­ter 2009 ver­zeich­net haben. Boss­harts The­se wird durch die Tat­sa­che gestützt, dass ins­be­son­de­re “gemach­te” Luxus-Mar­ken lei­den, wäh­rend “gewach­se­ner Luxus” wie Her­mès und Lou­is Vuit­ton unver­än­dert  gefragt ist. “Auf Dau­er kön­nen sie die Leu­te halt nicht betrü­gen.”  

Ich traf den renom­mier­ten Trend- und Han­dels­for­scher heu­te zum Inter­view in Rüsch­li­kon. Hoch über dem Zürich­see resi­diert dort das Gott­lieb Dutt­wei­ler Insti­tut (GDI), des­sen CEO Dr. David Boss­hart seit 1999 ist. Das GDI wur­de 1962 von dem Schwei­zer Han­del­spio­nier Gott­lieb Dutt­wei­ler (Migros) gegrün­det und gehört heu­te zu den welt­weit wich­tigs­ten Think Tanks in der Han­dels- und Kon­sum­for­schung.

Wenn die Kri­se tat­säch­lich vor allem eine Ver­trau­ens­kri­se ist, wie Boss­hart sagt – und ich glau­be, er hat recht – dann führ­te dies letzt­lich zu einer neu­en Wert­schät­zung ech­ter Qua­li­tät. Das wäre eine gesun­de Ent­wick­lung. Ich den­ke, dass dies nicht nur im Luxus-Sek­tor rele­vant ist, son­dern poten­zi­ell alle Anbie­ter nega­tiv tan­giert, deren Mar­ke­ting in ers­ter Linie auf Behaup­tun­gen auf­baut. Wie­vie­le authen­ti­sche Store-Kon­zep­te sind tat­säch­lich eine Mogel­pa­ckung und tun nur so, als hät­ten sie was mit Kali­for­ni­en, Kana­da oder New Eng­land zu tun? Reicht es, “Heri­ta­ge” aufs Eti­kett zu schrei­ben? Wenn schon kei­ner straf­recht­lich ver­folgt wird, wenn er “Bio” auf gen­ma­ni­pu­lier­te Baum­wol­le schreibt, dann ist es nur bil­lig, wenn die Kun­den ihn dafür abstra­fen, indem sie sich dau­er­haft abwen­den. Lei­der ist Mehr Schein als Sein für all­zu vie­le Mode­an­bie­ter die Geschäfts­grund­la­ge.

Das kom­plet­te Inter­view mit David Boss­hart (das u.a. die Fra­ge bean­wor­tet, wes­halb es im Mode­busi­ness letzt­lich “nur” um Sex geht) dem­nächst in der TW.

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